Es brennt und schmerzt beim Wasserlassen, ständig muss die Toilette aufgesucht werden und nur wenige Tröpfchen Urin verlassen den Körper. Das sind typische Anzeichen für eine Blasenentzündung. Besonders häufig sind Frauen betroffen, was anatomische Gründe hat. Bei Frauen ist die Harnröhre kürzer und liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum After. Dadurch können u.a. Bakterien aus der Scheide oder dem After in die Harnröhre und Blase gelangen eine Schleimhautentzündung verursachen. Bei Frauen ist die Blasenentzündung die häufigste bakterielle Infektion überhaupt. Zahlen belegen, dass über die Hälfte aller Frauen mindestens einmal im Leben an einem Harnwegsinfekt (Zystitis) erkranken. Wiederum die Hälfte aller Frauen, die eine akute Blasenentzündung hatten, bekommen innerhalb eines Jahres eine weitere Infektion.
Was ist eine Blasenentzündung?
Mediziner sprechen von einem Harnwegsinfekt, auch Blasenentzündung oder Zystitis genannt, wenn sich das Gewebe, das die Harnwege auskleidet, entzündet hat. Zu den unteren oder ableitenden Harnwegen gehören der Harnleiter, der Nierenbecken und Harnblase miteinander verbinden, die Harnblase und die Harnröhre, die von der Blase nach außen führt. Gelangen wie in den meisten Fällen einer Zystitis Escherichia-coli-Bakterien oder in selteneren Fällen Enterokokken und Staphylokokken oder andere Erreger wie Viren, Mykoplasmen, Hefen und Chlamydien über die Harnröhre in die Blase können sie sich dort stark vermehren. Die Schleimhaut reagiert darauf mit Entzündungszeichen, welche dann die typischen Symptome einer Blasenentzündung hervorrufen.
Formen der Blasenentzündung
Es gibt verschiedene Formen von Blasenentzündungen: die unkomplizierte oder komplizierte Blasenentzündung sowie die interstitielle Zystitis (IC).
Unkomplizierte Blasenentzündungen
Die unkomplizierte Blasenentzündung tritt sehr häufig bei Frauen auf. Bei einer unkomplizierten Blasenentzündung handelt es sich um eine akute Infektion der unteren Harnwege. Es bestehen jedoch keine Beschwerden aufgrund einer Beteiligung der oberen Harnwege.
Komplizierte Blasenentzündung
Eine komplizierte Blasenentzündung hingegen ist eine Infektion, die mit einem Harnaufstau infolge von Abflussstörungen und mit Beteiligung der oberen Harnwege einhergeht. Der Krankheitsverlauf der komplizierten Blasenentzündung kann zu Folgeschäden führen. Von komplizierten Blasenentzündungen sind häufiger Männer, Kinder oder schwangere Frauen betroffen. Häufig sind für das Krankheitsgeschehen andere Ursache verantwortlich wie z.B. eine allgemeine Abwehrschwäche, Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus oder die Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem hemmen.
Interstitielle Zystitis (IC)
Häufig unerkannt ist die interstitielle Zystitis (IC), die mit heftigen und starken Schmerzen im Bauch- und Unterbauchbereich einhergeht sowie mit einem sehr häufigen und nicht zu unterdrückenden Harndrang. Teilweise müssen Betroffen bis zu zwanzigmal in der Nacht die Toilette aufsuchen. Bei der interstitiellen Zystitis handelt es sich um keinen bakteriellen Infekt, bei der IC sind alle Schichten der Harnblasenwand chronisch entzündet. Deshalb stehen auch Entzündungszeichen und Schmerzen im Vordergrund. Wie die IC entsteht ist ungeklärt, meist ist die Schutzschicht der Blasenschleimhaut geschädigt und wird durch bestimmte Substanzen im Urin gereizt, wodurch wiederum eine Entzündung hervorgerufen wird.
Wann sollte ein Arzt konsultiert werden?
Ein Arzt sollte unbedingt aufgesucht werden, wenn sich die Beschwerden einer unkomplizierten Blasenentzündung nach einigen Tagen nicht verbessert haben oder wenn Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Schmerzen oberhalb der Blase oder in der Nierenregion, Flanken- oder Rückenschmerzen dazukommen. Es besteht dann die Gefahr einer Nierenbeckenentzündung. Auch Symptome wie Blut im Urin sollten vom Arzt abgeklärt werden. Schwangere Frauen sollten bereits bei den ersten Anzeichen einer unkomplizierten Blasenentzündung einen Arzt konsultieren, da die Wahrscheinlichkeit äußerst gering ist, dass eine Blasenentzündung bei Schwangeren von alleine verschwindet. Auch Diabetikerinnen sollten bei Blasenentzündungen einen Arzt aufsuchen.
Blasenentzündung: Ursachen und Krankheitsentstehung
Eine unkomplizierte oder komplizierte Zystitis kann durch Bakterien, Pilze, Parasiten oder Viren hervorgerufen werden. Auch durch Vorerkrankungen wie eine akute oder chronische Prostataentzündung bei Männern oder eine Nierenentzündung (Nephritis) kann eine Blasenentzündung verursacht werden. Eine weitere Ursache können außerdem Nebenwirkungen bestimmter Medikamente sein:
Bakterien
Die häufigste Ursache einer Blasenentzündung sind Escherichia-coli-Bakterien, die aus dem Darm über die Harnröhre in die Blase gelangen. Mediziner sprechen dann von einer endogenen Erregerübertragung. Es handelt sich also um eine aufsteigende (aszendierende) Infektion durch Bakterien. Auch andere Bakterienstämme wie Staphylokokken, Enterokokken oder Chlamydien sind mögliche Verursacher einer Blaseninfektion.
Pilze, Parasiten und Viren
In eher seltenen Fällen kommen auch Pilzinfektionen durch Candida albicans, Parasiten oder Viren, wie z.B. Adenoviren als Verursacher einer Blasenentzündung in Betracht.
Vorerkrankungen: Akute oder chronische Prostataentzündung, Nierenentzündung
Eine Blasenentzündung kann auch durch Entzündungen der Nieren oder Prostata entstehen. Die Krankheitserreger wandern dann von den Nieren über die Harnleiter in die Blase hinab. Es handelt sich dann um eine deszendierende Infektion.
Nebenwirkungen von Medikamenten oder durch Bestrahlung
Menschen, die unter Tumorerkrankungen leiden und Medikamente einnehmen müssen oder im Bereich des Beckens eine Strahlentherapie durchführen lassen, können im Anschluss an die Bestrahlung eine Blasenentzündung entwickeln. Diese Form der Blasenentzündung ist auch bekannt unter dem Namen Strahlenzystitis.
Blasenentzündung: Risikofaktoren und Auslöser
Es gibt eine Vielzahl an Risikofaktoren, die einen Harnwegsinfekt begünstigen können:
Blasenentzündung durch unbeeinflussbare Faktoren wie das weibliche Geschlecht und familiäre Veranlagung
Blasenentzündungen sind häufig und insbesondere bei Frauen weit verbreitet. Viele Frauen leiden mehrmals im Jahr unter einer Zystitis, was u.a. mit der Anatomie des Urogenitaltraktes der Frau zusammenhängt. Bei Frauen ist die Harnröhre mit einer Länge von etwa vier Zentimetern sehr kurz, wodurch Bakterien schnell den Weg in die Harnröhre finden und in die Blase aufsteigen können. Hinzu kommt, dass die Öffnung der Harnröhre bei Frauen nah am Darmausgang liegt und Darmbakterien ein leichtes Siel haben, in die Harnröhre zu gelangen. Ein weiterer Aspekt ist die familiäre Veranlagung, die das Risiko für Blasenentzündungen erhöht. Treten innerhalb einer Familie gehäuft Blasenentzündungen auf, ist das Risiko für weibliche Familienangehörige erhöht, ebenfalls an Blasenentzündungen zu erkranken.
Blasenentzündung durch sexuelle Aktivität und häufigen Geschlechtsverkehr (Honeymoon-Zystitis)
Zu den weit verbreiteten Risikofaktoren für die Entstehung von Blasenentzündungen gehören sexuelle Aktivität und häufiger Geschlechtsverkehr. Mediziner sprechen dann auch von einer so genannten Flitterwochen- oder Honeymoon-Zystitis. Aufgrund der mechanischen Reibung durch häufigen Sex werden die Schleimhäute gereizt und es können minimale Risse entstehen. Viel Reibung, gemischt mit viel Körperflüssigkeit ebnet den Weg des E. Coli Bakteriums zur Blase. Besonders häufig betroffen von einer Honeymoon-Zystitis sind deshalb auch junge, sexuell sehr aktive Frauen.
Blasenentzündung durch verzögertes Wasserlassen nach dem Sex
Wer nach dem Sex zu lange mit dem Gang zur Toilette zum Wasserlassen wartet, riskiert ebenfalls eine Blasenentzündung. Spätesten 15 Minuten nach dem Sex sollte Wasser gelassen werden, um möglicher Erreger auszuspülen.
Blasenentzündung durch Verhütungsmethoden: Kondome, Diaphragma, Spermizide
Die Nutzung bestimmter Verhütungsmethoden wie Kondome, Diaphragma oder chemische Spermizide zum Abtöten der Spermien erhöhen bei Frauen das Risiko, an einer Blasenentzündung zu erkranken.
Blasenentzündung durch Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft sind Frauen anfälliger für Harnwegsentzündungen. Ursächlich dafür ist ein erhöhter Spiegel der Schwangerschaftshormone, der eine entspannende und weitende Wirkung auf die Muskulatur der Harnwege ausübt. Das hat wiederum zur Folge, dass Krankheitskeime leichter über die Harnröhre in die Blase gelangen und dort die Entzündung hervorrufen können. Insbesondere in der zweiten Schwangerschaftshälfte kann eine Vermehrung von Bakterien im Urin festgestellt werden, weil der Säuregrad des Urins durch die Schwangerschaft verändert ist. Ein weiterer Faktor ist die immer größer werdende Gebärmutter, die auf die Blase drückt und einen Urinstau bedingt, wodurch sich Bakterien leicht vermehren können. Schwangere Frauen müssen bei den ersten Anzeichen einer Blasenentzündung sofort einen Arzt aufsuchen.
Blasenentzündung durch Wechseljahre
Befinden sich Frauen in den Wechseljahren, ist das Risiko für das Entstehen von Blasenentzündungen ebenfalls erhöht. In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel ab und das führt zu Schleimhautveränderungen im Genitalbereich, wodurch wiederum Infektionen begünstigt werden.
Blasenentzündung durch durch Abflussstörungen
Harnabflussstörungen können z.B. durch eine Prostatavergrößerung bei Männern oder durch Harnsteine, Tumoren, Operationsnarben oder Blasenfunktionsstörungen verursacht werden. Die Folge einer Abflussstörung ist, dass sich der Urin in der Blase staut und als Restharn zurückbleibt. Dadurch können sich Bakterien leichter und schneller verbreiten und eine Blasenentzündung hervorrufen.
Blasenentzündung durch Abwehrschwäche
Das Immunsystem schützt den menschlichen Organismus vor Krankheitserregern. Eine allgemeine Abwehr- oder Immunschwäche sorgt dafür, dass sich Krankheitserreger im Körper schneller vermehren und ausbreiten können und begünstigt dadurch Infektionen, weil das Immunsystem nicht ausreichend funktioniert.
Blasenentzündung durch chronische Stoffwechselerkrankungen: Diabetes mellitus
Menschen, bei denen Diabetes mellitus diagnostiziert wurde, leiden häufig unter einer allgemeinen Infektanfälligkeit. Frauen mit Diabetes leiden oft unter wiederkehrenden Blasenentzündungen. So bezeichnen dies Ärzte, wenn die Infekte binnen eines halben Jahres zweimal oder in einem Jahr dreimal oder öfter auftreten. Diabetikerinnen sind davon häufiger als gesunde Frauen betroffen. Der Grund dafür ist, dass sich der Körper aufgrund hoher Blutzuckerwerte über einen längeren Zeitraum nicht mehr ausreichend gegen Infektionen wehren kann. Symptome von Diabetes mellitus, wie z.B. Nervenschäden führen außerdem dazu, dass beim Wasserlassen Restharn in der Blase verbleibt und sich dadurch Bakterien schneller verbreiten können.
Blasenentzündung durch mechanische Eingriffe: Dauer-Katheter, Blasenspiegelung
Das Tragen eines Blasenkatheters, auch Urinkatheters oder Blasendauerkatheter genannt, gilt ebenfalls als Risikofaktor für Blasenentzündungen. Über den Schlauch, der den Urinbeutel mit der Harnblase verbindet, können Bakterien in die Blase gelangen und eine Entzündung hervorrufen. Jedes Einführen eines Katheters kann Bakterien in die Harnblase befördern. Ein großes Problem ist, dass die Bakterien das Fremdmaterial bei längerem oder dauerhaften Tragen besiedeln können. Je länger der Katheter anliegt, desto höher ist das Risiko eines Harnwegsinfektes. Harnwegsinfekte durch Dauer-Katheter können noch bis zu 2 Tage nach dem Entfernen des Katheters auftreten.
Blasenentzündung durch Kälte und Nässe
Nasse Badesachen, Verkühlung durch Sitzen auf einem kalten Steinboden, Verdunstungskälte nach Schwitzen sind weitere Faktoren, die eine Zystitis begünstigen können. Das Einwirken von Nässe und Kälte sorgt für ein absinken der Durchblutung im Unterleib und damit wird auch die Abwehr geschwächt. Die krankmachenden Erreger werden nicht schnell genug bekämpft und können sich dadurch schneller ausbreiten.
Blasenentzündung durch Hygieneverhalten: Falsche Wischtechnik nach dem Stuhlgang
Mit einer falschen Wischtechnik nach dem Stuhlgang können Blasenentzündungen hervorrufen werden, wenn durch die Wischtechnik Darmbakterien in die Harnröhre gelangen. Wer von hinten nach vorne wischt, transportiert Darmbakterien in Richtung Harnröhre. Deshalb sollte nach dem Stuhlgang immer von vorne nach hinten gewischt werden.
Blasenentzündung durch übertriebene Hygiene in der Schamregion
Übertriebene Intimhygiene gilt als weiterer Risikofaktor für häufige Blaseninfekte. Übertriebene Hygiene im Schambereich schädigt die Vaginalflora, die eigentlich über eine natürliche Barriere gegen Krankheitserreger verfügt. Bei der regelmäßigen Anwendung von Intimsprays und Intimwaschlotionen können außerdem enthaltende Inhaltsstoffe in die Harnröhre gelangen und dort die Schleimhäute angreifen. Das macht die Schleimhäute wiederum anfälliger für Krankheitserreger.
Blasenentzündung durch vorausgegangene Antibiotikagabe
Hauptverursacher von Harnwegsinfekten sind Bakterien. In der Regel werden bei bakteriellen Infekten Antibiotika verschrieben, die in kurzer Zeit Wirkung zeigen sollten. Jede Antibiotikabehandlung führt leider auch dazu, dass nicht nur die krankmachenden Bakterien bekämpft werden, sondern auch die für den menschlichen Organismus und das Immunsystem wichtigen „guten“ Bakterien. Nach einer Antibiotikabehandlung benötigt das Immunsystem etwas Zeit, um wieder optimal funktionieren zu können und in dieser Zeit ist der Körper anfällig für neue Infektionen. So besteht auch die Gefahr, sich erneut mit einer Blasenentzündung auseinandersetzen zu müssen.
Blasenentzündung: Symptome
Die typischen Leitsymptome einer unkomplizierten Blasenentzündung sind: Pollakisurie, Dysurie und Blasentenesmen. Eine Pollakisurie zeigt sich in Form von häufigem Harndrang alle 10 bis 20 Minuten und einer jeweils nur geringen Harnmenge. Die Dysurie beschreibt die Beschwerden während des Wasserlassens wie Schmerzen und Brennen und bei Blasentenesmen handelt es sich um einen beständigen, schmerzhaften Harndrang mit eventuell krampfartigen Schmerzen beim Wasserlassen.
Eine unkomplizierte Blasenentzündung verursacht kein Fieber und geht auch nicht mit Flanken- oder Rückenschmerzen einher. Fieber und eine stärkere Beeinträchtigung des Allgemeinempfindens sprechen für eine komplizierte Form der Blasenentzündung und weisen auf eine Mitbeteiligung der oberen Harnwege hin.
Weitere Symptome sind der strenge Geruch des Urins, eine Trübung des Urins durch eitrigen Ausfluss und teilweise kann sich auch Blut im Urin befinden. Blut im Urin sollte immer vom Facharzt abgeklärt werden.
Leitsymptome einer Blasenentzündung
- Pollakisurie (häufiger Harndrang und geringe Harnmenge)
- Dysurie (Schmerzen und Brennen während des Wasserlassens)
- Blasentenesmen (krampfartige Schmerzen in der Blase)
Symptome einer Interstitiellen Zystitis (IC)
Heftige und unerträgliche Schmerzen in der Blasen und im Unterbauch, plötzlich heftig auftretender Harndrang mit sehr häufigen Toilettengängen am Tag und in der Nacht sowie anhaltende Beschwerden ähnlich einer akuten und schweren Blasenentzündung, das sind die typischen Symptome einer IC. Die Lebensqualität ist massiv eingeschränkt, vergleichbar mit der Lebensqualität von Dialysepatienten oder Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz.
Blasenentzündung: Krankheitsverlauf
In den meisten Fällen verlaufen Blasenentzündungen harmlos. Im Normalfall verschwinden die Beschwerden innerhalb von drei Tagen oder sind stark abgeklungen. Tritt jedoch keine Besserung ein, sollte ein Arzt aufgesucht werden, denn eine unbehandelte Blasenentzündung durch fehlende oder unzureichende Behandlung kann sich auf benachbarte Organe ausbreiten und dort Komplikationen wie z.B. eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) hervorrufen. Es handelt sich dann um einen aufsteigenden (aszendierenden) Harnwegsinfekt, da die Krankheitserreger aus der Blase über die Harnleiter in die Nieren wandern. Bei komplizierten Harnwegsinfekten können Folgeschäden an den Nieren entstehen und im schlimmsten Fall gelangen die bakteriellen Krankheitserreger in die Blutlaufbahn und führen zu einer Blutvergiftung (Urosepsis), die lebensbedrohlich werden kann.
Blasenentzündung: Komplikationen
Ärzte stufen Blasenentzündungen generell als kompliziert ein, wenn Patienten ein erhöhtes Risiko für Komplikationen aufweisen, wie z.B. eine allgemeine Abwehrschwäche, Nierenerkrankungen oder eine Schwangerschaft.
Zu den komplizierten Harnwegsinfekten gehören eine akute Nierenbecken- (Pyelonephritis) und Nierenentzündung (Nephritis). Bei der Pyelonephritis handelt es sich um die häufigste Nierenerkrankung. Es sind bakteriell bedingte Entzündungen von Nierenbecken und Nierenparenchym. Das Nierenparenchym besteht aus Nierenrinde und dem Nierenmark. Die akute Pyelonephritis entsteht hauptsächlich durch das Aufsteigen von bakteriellen Krankheitserregern einer Blasenentzündung in das Nierenbecken. Neben den typischen Beschwerden einer Blasenentzündung besteht zudem ein deutliches Krankheitsgefühl, Fieber über 38° Celsius, Schüttelfrost und ein stark beeinträchtigtes Allgemeinempfinden. Oft können auch Symptome wie Übelkeit und Erbrechen auftreten sowie Rücken- und Flankenschmerzen. Jede Pyelonephritis birgt die Gefahr einer Keiminvasion in die Blutbahn mit nachfolgender lebensbedrohlicher Urosepsis, die tödlich enden kann.
Komplikation einer Zystitis bei Männern: Nebenhodenentzündung (Epididymitis)
Bei Männern kann als Komplikation eine Entzündung der Nebenhoden auftreten, wenn die bakteriellen Krankheitserreger in die Samenleiter aufsteigen. Eine Nebenhodenentzündung tritt meist einseitig auf, ist äußerst schmerzhaft, geht mit Schwellungen einher und kann zu Unfruchtbarkeit führen.
Blasenentzündung: Schulmedizinische Diagnostik
Blasenentzündung: Anamnese
Die Anamnese ist das (Erst-) Gespräch mit dem Arzt, in dem Betroffene von den typischen Beschwerden einer Blasenentzündung wie häufiger Harndrang, Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen oder krampfartige Beschwerden im Unterleib berichten. Die eindeutigen Symptome der Blasenentzündung machen eine schnelle Verdachtsdiagnosestellung möglich.
Der Arzt fragt zudem nach Vorerkrankungen wie Infekte, Diabetes mellitus, Gicht, wiederkehrende Harnwegsinfekte, OPs im Bauchbereich und führt eine Medikamentenanamnese durch bezügliche der Einnahme von Schmerzmitteln oder Hormonpräparaten. In der Familienanamnese wird außerdem darauf geachtet, ob es eine familiäre Häufung von Erkrankungen wie Bluthochdruck (Hypertonie) oder Nierenerkrankungen gibt.
Blasenentzündung: Körperliche Untersuchung
Blasenentzündung: Inspektion, Auskultation, Palpation, Perkussion
Bei einer Palpation untersucht der Arzt die Körperoberfläche des Menschen durch Abtasten und Befühlen. Bis auf einen Druckschmerz in der Blasenregion sind die körperlichen Untersuchungen wie Inspektion (Betrachtung von Körper und Gesicht), Auskultation (Abhören des Körpers) und Perkussion (Abklopfen des Körpers) bei einer unkomplizierten Blasenentzündung unauffällig und auch die Nierenlager nicht klopfschmerzhaft.
Blutuntersuchung – harnpflichtige Substanzen
Bei Verdacht auf Erkrankungen im Harntrakt können entsprechende Blutuntersuchungen im Labor durchgeführt werden. Bei unkomplizierten Blasenentzündungen wird normalerweise keine Blutuntersuchung durchgeführt. Bei anderen Harnwergerkrankungen, insbesondere bei Nierenfunktionsstörungen spielen folgende Blutwerte eine zentrale Rolle für de Diagnostik:
- Harnpflichtige Substanzen im Blut: Kreatinin (Endprodukt des Muskelstoffwechsels), Harnsäure (Endprodukt des Purinstoffwechsels), Phosphat, Sulfat, Ammonium und überschüssige Salze. Sie spielen eine Rolle bei Nierenfunktionsstörungen und reichern sich zunehmend im Blut an.
- Elektrolyte: Nierenfunktionsstörungen zeigen sich durch einen veränderten Elektrolythaushalt im Blut. Die Folge sind Elektorlytstörungen wie eine Hyperkaliämie (zuviel Kalium im Blut) oder Hyperkalzämie (zuviel Kalzium im Blut) mit bildenden Nierensteinen.
- Proteine: Bei Nierenfunktionsstörungen kann es zu großen Eiweißverlusten durch starke Proteinurie (Eiweiß im Urin) kommen und damit zu einer geringen Serumeiweißkonzentration.
Bildgebende Verfahren (Ultraschall, Röntgen, MRT)
Bildgebende Verfahren wie die Sonographie (Ultraschalldiagnostik) geben Aufschluss über Form, Struktur und Größe der Nieren oder über die Harnblasenfüllung für die Berechnung des Urinvolumens in der Blase. Bei unkomplizierten Blasenentzündungen kommt dieses Verfahren jedoch nicht zum Einsatz. Röntgenuntersuchungen des unteren Bauchraumes finden Anwendung als Diagnoseverfahren für Nierenerkrankungen, MRT und CT-Untersuchungen werden in erster Linie zur Tumordiagnostik eingesetzt.
Blasenspiegelung (Zytoskopie) bei Interstitieller Zystitis (IC)
Eine Blasenspiegelung ist die häufigste endoskopische Untersuchung in der Urologie. Durch eine Blasenspieglung kann die Harnblase von innen betrachtet und die Größe, Lage und Form der Harnleitermündungen, Schleimhautbeschaffenheit und Tumoren erkannt werden. Bei unkomplizierten Blasenentzündungen wird keine Zytoskopie durchgeführt, bei der interstitiellen Zystitis (IC) findet zur Diagnosestellung meist eine spezielle Blasenspiegelung Anwendung. Die IC gilt als schwer diagnostizierbar, denn es lassen sich keine Bakterien, Viren oder Pilze als Krankheitsursache nachweisen. Häufig liegt jedoch gleichzeitig zur IC eine bakterielle Superinfektion vor. Bei einer gesunden Blasenwand ist die oberste Zellschicht (Urothel) von einer wasserabstoßenden Schutzschicht (Glycosaminoglycanschicht, GAG-Schicht) bedeckt. Diese verhindert die Penetration von aggressiven Urinsubstanzen in tiefere Schichten. Die GAG-Schicht ist scheinbar aus noch ungeklärten Gründen bei der IC verändert oder zerstört. Bei einer Blasenspiegelung können diese Veränderungen gesehen werden: Das Urothel erscheint fragil mit leichten Einrissen und schnell beginnenden Blutungen. Typisch sind sternenförmige bis runde Flecken an der Blasenwand, außer blass und zum Inneren intensiv rot werdend udn in ein kleines Geschwür (Ulcus) mündend. Die Umgebung weist Vernarbungen am Urothel auf und die Blasenwand ist verdickt und wenig elastisch.
Blasenentzündung: Urin-Untersuchung
In den meisten Fällen wird Spontanurin, also spontan vom Patienten gelassener Urin untersucht. Wichtig für Urin-Untersuchung ist eine zuvor gründliche Reinigung der Genitalien mit Wasser, um eine Verfälschung der Ergebnisse zu verhindern. Für bakteriologische Untersuchungen werden sterile, also keimfreie Uringefäße verwendet.
Gewinnung von Mittelstrahlurin
Bei der Untersuchung des Mittelstrahlurins wird nur die mittlere Urinportion aufgefangen und untersucht. Dafür lässt der Patient erst ein wenig Urin ab und unterbricht den Urinstrahl. Die folgenden Urinmengen, etwa 20 bis 40 ml werden dann in einem Gefäß aufgefangen. Anschließend kann die restliche Urinmenge in die Toilette gelassen werden
Beurteilung des Urins nach Farbe und Geruch
Die Farbgebung des Urins kann erste Hinweise auf verschiedene Erkrankungen geben:
- Helle Farbe: Urin ist wenig konzentriert, z.B. bei Diabetes mellitus oder nach vielem Trinken.
- Dunkle Farbe: Urin ist konzentriert, z.B. bei Fieber, starkem Schwitzen und Oligurie (Minderfunktion der Nieren mit mengenmäßig stark verminderte Harnausscheidung).
- Roter und braunroter Urin: Bei Hämaturie (Blut im Urin), Hämolyse (Zerfall der roten Blutkörperchen, Nahrungsmittel wie Rote Bete und Brombeeren oder Medikamente.
- Brauner Urin mit gelben Schüttelschaum: Bei Leber- und Gallenwegserkrankungen.
- Weiße Farbe: Bei eitrigen Prozessen.
- Weiß-milchige Verfärbung: Bei Ausscheidungen von Calcium oder Magnesiumphosphaten durch Erkrankungen des Knochenstoffwechsels.
- Schwarze Farbe: Bei seltenen Stoffwechselstörungen.
Der Geruch hängt von der Konzentration des Urins ab. Nahrungsmittel wie z.B. Spargel oder Knoblauch verfälschen den Uringeruch, der im Normalfall keinen unangenehmen Geruch aufweist. Riecht der Urin unangenehm und eklig, deutet das meist auf Bakterien oder Eiter im Urin hin, der Geruch von Ammoniak auf einen alkalischen (basischen) Harn und ein obstähnlicher Geruch auf eine Hyperglykämie (vermehrter Blutzuckergehalt).
Bei Blasenentzündungen sind meist der strenge Geruch des Urins auffällig sowie eine Trübung des Urins durch eitrigen Ausfluss. Teilweise kann sich auch Blut im Urin befinden.
Urin-Streifen-Schnelltests bei Harnwegsinfekten
Aussagekräftig ist der Urin-Streifen-Schnelltest, auch Stick-Test genannt. Dabei handelt es sich um einen Teststreifen mit Testfeldern, die wiederum mit trockenen chemischen Reagenzien versehene sind. Kommen diese Felder mit Urin in Kontakt zeigen sie eine Reaktion und verfärben sich je nach Urinbefund. Bei Harnwegsinfekten sind folgende Testfelder aussagekräftig:
- Leukozyturie: Bei Harnwegsinfekten reagiert das Testfeld immer auf Leukozyten im Urin.
- Nitrit: Bei bakteriellen Harnwegsinfekten reagiert das Testfeld positiv auf Nitrit. Das
Ergebnis kann bei langem Stehenlassen des Urins verfälscht sein) - Erythrozyten: Das Testfeld reagiert bei Entzündungen, Tumoren, Steinen und schweren
Gerinnungsstörungen auf rote Blutkörperchen. - pH-Wert: Physiologisch befindet sich ein neutraler pH-Wert zwischen 5 und 7. Bei
Harnwegsinfekten liegt der pH-Wert meist im alkalischen Bereich > 7.
Keimnachweis im Urin bei bakteriellen Harnwegsinfekten
Beweisend für die Diagnose eines bakteriellen Harnwegsinfektes ist der Keimnachweis in einer Urinkultur durch einen Arzt. Das Ergebnis liegt in der Regel nach 1 bis 2 Tagen vor und zeigt bei unkomplizierten Harnwegsinfekten in 80 Prozent ein Wachstum von Escherichia coli Bakterien an. Der Arzt bestimmt mithilfe der Urinkultur die Keimzahl im Urin, differenziert die Keime und überprüft mögliche Resistenzen gegenüber bestimmter Antibiotika.
Für die Untersuchung wird ein fertig vorbereiteter Eintauchnährboden in die Urinprobe getaucht und für 24 Stunden bei einer Temperatur von 37° Celsius ruhen gelassen. Auf dem Nährboden sind dann runde Herde von Bakterienkolonien erkennbar, anhand derer folgende Aussagen gemacht werden können:
- < 1000 Keime/ml Mittelstrahlurin: Zeichen für eine Verunreinigung des Urins
- > 100000 Keime/ml Mittelstrahlurin: Zeichen für einen eindeutig positiven Befund
Blasenentzündung: Alternativmedizinische Diagnostik
Diagnoseverfahren aus dem alternativmedizinischen Bereich wie die Antlitz- oder Irisdiagnose stellen so genannte Hinweisdiagnosen dar, die zusätzlich zu wissenschaftlich anerkannten Diagnoseverfahren zum Einsatz kommen und Diagnosen bestätigen können.
Blasenentzündung: Antlitzdiagnose
Die Antlitzdiagnose stellt im alternativmedizinischen Bereich ein wichtiges diagnostisches Werkzeug dar, ist wissenschaftlich jedoch kein anerkanntes Diagnoseverfahren. Anhand der Antlitzdiagnose sollen Pathologien und krankhafte Veränderung an der Gesichtshaut erkennbar sein. So weisen Fibrome (Stielwarzen, gutartige Wucherungen von Bindegewebe) am oberen Lidrand auf eine Nieren- und Blasenschwäche hin, rötliche Verfärbungen des Unterlids auf Entzündungen.
Blasenentzündung: Irisdiagnose (Augendiagnose)
Die Irisdiagnose (Augendiagnose) gehört auch dem Bereich der Alternativmedizin an und wird als Hinweisdiagnose unterstützend zu anderen Diagnosemethoden eingesetzt. In der Iris (Regenbogenhaut der Augen) können Veränderungen wie Aufhellungen, Abdunkelungen, Farbflecke oder Gefäßzeichnungen Hinweise über Krankheiten wie Entzündungen oder Stoffwechselstörungen geben. Bei Entzündungen an der Blase, Prostata oder an den Nieren können oft weiße Linien, Punkte oder Wolken als Reizzeichen beobachtet werden.
Blasenentzündung: Schulmedizinische Therapie
Bei einfachen und unkomplizierten Blasenentzündungen ohne neurologische oder anatomische Ursachen reicht es meist aus, viel zu trinken und eventuell ein Schmerzmittel einzunehmen. Bei komplizierten und immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten ist eine medikamentöse Behandlung angezeigt. Sollten die Symptome einer unkomplizierten Blasenentzündung trotz vermehrten Trinkens nach drei Tagen keine Verbesserung aufweisen, wird meist ein Antibiotikum verabreicht.
Blasenentzündung: Medikamentöse Behandlung
Antibiotika (Fosfomycin, Nitrofurantoin) bei akuter und chronischer Zystitis
Wurde eine unkomplizierte Zystitis diagnostiziert, verschreibt der Arzt in den meisten Fällen ein Antibiotikum, dass nur über eine kurze Zeit bis zu zehn Tagen eingenommen wird. Zusätzlich werden Blasenspülungen durch Trinken von 2 bis 3 Liter Wasser oder Tee zur Therapie empfohlen. Bei einer schweren Harnwegsinfektion vor, wird meist das Einmalantibiotikum (Fosfomycin) verschrieben, bei immer wiederkehrenden Blasenentzündungen hingegen wird in der schulmedizinischen Therapie ein Langzeitantibiotikum (Nitrofurantoin) verschrieben, dass über sechs Monate eingenommen werden muss. Eine Antibiotikabehandlung über einen längeren Zeitraum ist zudem bei Männern oder Menschen mit Diabetes mellitus angezeigt. Vor der Verschreibung von Antibiotika sollte der Arzt einen Keimnachweis über Resistenzen gegen Bakterien prüfen, um dann ein wirksames Antibiotikum für die Therapie auszuwählen, damit die Harnwegsinfekte nicht wiederkehren.
Antimykotika bei Blasenentzündung
Antimykotika sind pilztötende Arzneimittel, die der Arzt bei Pilzinfektionen verordnet. Bei Blasenentzündungen sind Pilze als Erreger allerdings sehr selten.
Schmerzmittel (Ibuprofen), krampflösende Medikamente (Butylscopolamin)
Blasenentzündungen können sehr schmerzhaft verlaufen. Die Schmerzen sind brennend oder krampfartig und können mit entsprechenden Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder krampflösenden Arzneien, z.B. Butylscopolamin gelindert werden.
Sodium-Pentosan-Polysulfat-Tabletten
Bei der interstitiellen Zystitis (IC) kommen Sodium-Pentosan-Polysulfat-Tabletten zum Einsatz, die den Aufbau der Schutzbarriere in der Blase unterstützen und die Blasendurchblutung verbessern.
Blasenentzündung: Blasenspülungen
Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung bei akuten oder regelmäßig wiederkehrenden Blasenentzündungen, verordnet der Arzt regelmäßige Blasenspülungen durch vermehrte Flüssigkeitsaufnahme. Empfehlenswert sind 2 bis 3 Liter Wasser oder Tee. Die interstitielle Zystitis (IC) gilt bisher als nicht heilbar. Es gibt aber Behandlungsmethoden, die zu einer Linderung der Beschwerden führen. Dazu gehören zur Regeneration der geschädigten Schutzschicht der Blasenwand besondere Blasenspülungen, die ein Arzt mit einem Katheter durchführt.
Blasenentzündung: Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten
Im Bereich der Alternativmedizin gibt es eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten, die zu einer Linderung bei Harnwegsinfekten führen. Dazu gehören Maßnahmen aus den Bereichen der Phytotherapie, Homöopathie, Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), Physikalischer Therapie und der Ernährungstherapie (Diätetik).
Phytotherapie bei Blasenentzündung: Harntreibende Heilpflanzen
Bei Blasenentzündungen finden diuretisch wirksame Heilpflanzen Anwendung. Diuretisch wirkende Heilpflanzen sorgen für eine vermehrte Ausschwemmung von Urin durch eine verstärkte Harnbildung in den Nieren.
Die wichtigsten Heilpflanzen bei Blasenentzündungen: Birke, Goldrute, Ackerschachtelhalm, Orthosiphon und Bärentraube
Diuretisch wirksame Heilpflanzen sind die Birke und Goldrute, der Ackerschachtelhalm und Orthosiphon sowie die Bärentraube. Die Heilpflanzen werden auch als pflanzliche Diuretika oder Aquaretika bezeichnet und kommen in Form einer Durchspülungstherapie zum Einsatz.
Die Harnmenge wird erhöht, der Harn verdünnt und die Verweildauer in der Blase verkürzt, was wiederum eine Vermehrung von Bakterien verhindert. Die Heilpflanzen verfügen zudem über eine spasmolytische, d.h. krampflösende (Goldrute, Ackerschachtelhalm) sowie über eine antibakterielle Wirkung (Bärentraube).
Rezepte Heilkräutertee bei Blasenentzündung
Rezept 1 bei Harnwegsinfekten: Birkenblätter, Goldrutenkraut und Orthosiphonblätter
Jeweils 1 bis 2 Teelöffel Birkenblätter, Goldrutenkraut und Orthosiphonblätter mit 150 ml kochendem Wasser übergießen und 10 bis 15 Minuten ziehen lassen. Täglich 3 bis 4 Tassen von dem Heilkräutertee trinken.
Rezept 2 bei akuter Zystitis: Bärentraubenblätter, Goldrutenkraut und Orthosiphonblätter
Jeweils 1 bis 2 Teelöffel Bärentraubenblätter, Goldrutenkraut und Orthosiphonblätter mit 150 ml kochendem Wasser übergießen und 10 bis 15 Minuten ziehen lassen. Täglich 3 bis 4 Tassen von dem Heilkräutertee trinken
Homöopathie bei Blasenentzündung
Bei einer akuten Blasenentzündung gibt es homöopathische Einzelmittel, die entsprechend der Symptomatik eingenommen werden können. Bei chronischen und immer wiederkehrenden Blasenentzündungen sollte ein Konstitutionsmittel von einem erfahrenen Homöopathen ermittelt und verschrieben werden. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) spricht sich bei der Selbstbehandlung akuter Beschwerden allgemein für die Potenz C12 aus. Eine Gabe entsprich nach der DZVhÄ 2-3 Globuli und bei Bedarf kann die Gabe bis zu viermal am Tag wiederholt werden. Die Globuli sollen während der Einnahme langsam im Mund zergehen und die Wirkung jeder Gabe sollte immer zunächst abgewartet werden, bevor eine weitere Gabe erfolgen soll. Tropfen (Dilution) werden in Wasser gelöst und über einen Plastiklöffel oder einer Pipette in den Mund geträufelt.
Die wichtigsten homöopathischen Akutmittel und deren Charakteristika bei Blasenentzündung
Aconitum (Blauer Eisenhut)
Plötzlicher Beginn der Blasenentzündung nach trockener Kälteeinwirkung und Wind. Die Schmerzen sind unerträglich und brennend, der Urin heiß, spärlich und rötlich. Es besteht zudem Unruhe und Ängstlichkeit.
Belladonna (Schwarze Tollkirsche)
Bei akuten, plötzlich auftretenden und schmerzhaften Blasenentzündungen durch feuchte Kälte. Die Schmerzen werden als brennend und krampfartig beschrieben, der Unterleib ist empfindlich gegen Druck und Erschütterungen.
Cantharis (spanische Fliege)
Blasenentzündungen (Zystitis) gehen typischerweise mit brennenden, stechenden und schneidenden Schmerzen vor, während und nach dem Wasserlassen einher. Es besteht ein permanenter und unerträglicher Harndrang mit tröpfchenweisem Urinabgang und teilweise Abgang von blutigem Urin. Betroffene zeigen unruhige, nervöse und reizbare Wesenszüge.
Apis (Honigbiene)
Typisch für Apis-Blasenentzündungen ist ein häufiger, brennender Harndrang mit verminderter Urinproduktion und einer schmerzhaften, stechenden und brennenden Entleerung. Insbesondere der letzte Tropfen ist schmerzhaft und es beseht ein Gefühl, nicht fertig zu sein. Zudem kommt eine ausgeprägte Durstlosigkeit, Ruhelosigkeit und Nervosität.
Homöopathische Komplexmittel bei Blasenentzündung
Homöopathische Komplexmittel bestehen aus mehreren homöopathischen Einzelmitteln mit verschiedenen Ansatzpunkten, um so ein größeres Symptomspektrum eines Krankheitsbildes zu erreichen.
Calculi H Pflüger
Das Anwendungsgebiet von Calculi H leitet sich von den homöopathischen Arzneimittelbildern ab. Traditionell wird das Komplexmittel zur Stärkung der Blasenfunktion angewendet.
Reneel NT Tabletten
Reneel NT lindert Beschwerden, die bei entzündlichen Infektionen der unteren, ableitenden Harnwege (Blasenentzündung) auftreten können.
Blasenentzündung: Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
In der TCM sind die Verursacher von Blasen-Mustern äußere pathogene Faktoren wie Kälte und Feuchtigkeit, emotionale Anspannungen wie Angst, Misstrauen und Eifersucht, übermäßige sexuelle Aktivität und übermäßige körperliche Betätigung.
Häufiges, brennendes und schwieriges Wasserlassen, mitten im Harnfluss unterbrochenes Wasserlassen sowie eine dunkelgelbe und trübe Harnfarbe mit oder ohne Blutbeimengungen deuten in der TCM auf das Syndrom „Feuchte-Hitze in der Blase“ hin. Das Therapieprinzip lautet: Feuchtigkeit beseitigen, Hitze klären und Wasserwege öffnen.
Eine häufige, drängende und schwierige Miktion mit Unterbrechung des Harnflusses, eine trübe und blasse Harnfarbe sowie ein ausgeprägtes Schweregefühl weisen in der TCM auf das Syndrom „Feuchte-Kälte in der Blase“ hin. Hier lautet das Therapiekonzept: Feuchtigkeit beseitigen, Kälte vertreiben udn die Blockade der Wasserwege beseitigen.
Akupunkturpunkte bei Feuchte-Hitze und Feuchte-Kälte in der Blase
Wichtige Akupunkturpunkte zur Behandlung beider Blasen-Syndrome sind Milz 9 und Milz 6, Blase 22 und Blase 28, Ren 3, Niere 3 und Magen 28.
Moxa bei chronischen Infekten und Kältesyndromen
Im Bereich der TCM wird zudem eine Wärmetherapie mit Moxa bei chronischen Infekten und Kältebefunden durchgeführt.
Blasenentzündung: Physikalische Therapie
Physikalische Therapien umfassen verschiedene medizinische Behandlungsmethoden, die physiologische Funktionen des Körpers mit naturgegebenen Mitteln anregen und damit zur Linderung der Beschwerden beitragen. Zu den physikalischen Therapien gehören u.a. Krankengymnastik, Ergotherapie, manuelle Therapie, Massagen, Reizstromtherapie, Wärme- und Kältetherapie, Hydrotherapie und viele mehr.
Wärmeanwendungen: Sitz- und aufsteigende Fußbäder, warme Umschläge, Sauna
Bei akuten und krampfartigen Blasenentzündungen führen schmerzlindernde und krampflösende Wärmeanwendungen, warme Sitzbäder, aufsteigende Fußbäder bei einer Neigung zu kalten Füßen und feuchtwarme Unterbauchauflagen zu einer Linderung der Beschwerden. Bei aufsteigenden Fußbädern sollte die Wassertemperatur innerhalb von 15 Minuten von 33° Celsius auf 42° Celsius gesteigert werden. Wer häufig unter Blasenentzündungen leidet, sollte immer auf warme Füße achten, denn kalte Füße sorgen für eine verminderte Durchblutung des Unterleibes und sorgen damit für ein leichtes Eindringen von Krankheitserregern in den Harntrakt.
Bei chronischen und wiederkehrenden Blasenentzündungen sollte in der beschwerdefreien Zeit die körpereigene Abwehr gestärkt werden. Das kann über alltägliche Maßnahmen wie Wechselduschen, Sauna und viel Bewegung an der frischen Luft bei Wind, Regen und Sonnenschein erfolgen.
Blasenentzündung: Ernährungstherapie und diätetische Maßnahmen
Während einer akuten Blasenentzündung sollten Betroffene unbedingt auf schleimhautreizende Nahrungs- und Genussmittel verzichten. Dazu gehören Kaffee, Alkohol und scharfe Gewürze. Zu den schleimhautreizenden Nahrungsmitteln gehören z.B. Fleisch, Spargel und Spinat, Zitrusfrüchte, Erdbeeren, Milch und Speiseeis.
Bei wiederkehrenden Harnblaseninfekten ist eine Vollwerternährung mit basenbildenden Nahrungsmitteln empfehlenswert, die den pH-Wert des Urins positiv beeinflussen. Basenbildende Nahrungsmittel sind u.a. Blattsalate, Gemüse und Obst sowie Kartoffeln. Auch das tägliche Trinken von frisch zubereiteter Gemüsebrühe wirkt sich positiv auf den Organismus aus. Bei Anfälligkeit zu Blasenentzündungen kann auch ein täglich verzehrter zuckerfreier Jogurt eine positive Wirkung auf die Schleimhäute der Blase entfalten.
Blasenentzündung: Ordnungstherapie und Maßnahmen zur Prophylaxe
Was kann im Alltag getan werden, um sich vor neuen Blasenentzündungen zu schützen? Es gibt einige vorbeugende Maßnahmen, die den Körper im Kampf gegen den nächsten Harnwegsinfekt unterstützen:
Immunsystem stärken
Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Stärkung des Immunsystems bei bestehender Abwehrschwäche. Dazu gehören Maßnahmen wie regelmäßige Bewegung draußen an der frischen Luft ob bei Regen, Wind oder Sonnenschein und eine ausgewogene, gesunde Ernährungsweise. Bei bestehenden akuten Blaseninfekten sollte der Körper jedoch geschont werden.
Durchspülung der Harnwege: Trinkmenge pro Tag
Die Durchspülungstherapie spielt bei der Prophylaxe von Blasenentzündungen eine zentrale Rolle. Die empfohlene tägliche Trinkmenge beträgt 1,5 Liter, bei bestehenden Harnwegsinfekten bei 2 bis 3 Liter pro Tag. Durch regelmäßiges und ausreichendes Trinken werden die Harnwege gut durchspült, der Urin verdünnt und die Verweildauer des Urins in der Blase verkürzt, so dass Bakterien sich nicht so leicht festsetzen können. Ideal ist das Trinken von stillem Wasser und ungesüßten Tees.
Regelmäßige Toilettengänge
Nicht warten bis ein deutlicher Harndrang durch eine prall gefüllte Blase spürbar ist, sondern regelmäßig die Toilette aufsuchen. Nach dem Geschlechtsverkehr sollte innerhalb von 15 Minuten der Gang zum WC stattfinden.
Hygienemaßnahmen
Das betrifft einerseits die Wischtechnik nach dem Stuhlgang und die Intimhygiene. Nach dem Stuhlgang sollte immer von der Scheide zum After gewischt werden! Mit der Hygiene im Schambereich sollte es nicht übertrieben werden, denn sonst werden die Laktobazillen im Intimbereich geschädigt, die einen natürlichen Schutzmantel gegen Escherichia-coli-Bakterien gewährleisten. Deshalb sollte der Schambereich sollte nur mit warmen Wasser und ohne Seife gereinigt werden.
Waschmaschine bei 60° Celsius
Unterwäsche aus Baumwolle sollte die bevorzugte Unterwäsche sein und diese sollte immer bei 60° Celsius in der Waschmaschine gereinigt werden.
Kälte und Nässe meiden
Unterkühlungen jeder Form, insbesondere aber im Bereich des Unterleibes oder an den Füßen sollten unbedingt vermieden werden, denn Kälte macht es Krankheitserregern leicht, in den Organismus einzudringen. Deshalb sollte Badebekleidung nach dem Schwimmen sofort ausgezogen und generell kalte Füße vermieden werden.
Verhütungsmittel richtig auswählen
Bestimmte Verhütungsmittel sollte bei Anfälligkeit für Blasenentzündungen nicht angewendet werden. Dazu gehören Kondome und Cremes mit Spermiziden, Diaphragma oder die Spirale, die zu einer mechanischen Reizung führen. Der Frauenarzt kann weitere Verhütungsmethoden empfehlen. Bei immer wiederkehrenden, chronischen Blasenentzündungen sollte der Sexualpartner mitbehandelt werden, da sonst ein so genannter „Ping-Pong-Effekt“ entsteht.
Östrogenmangel nach den Wechseljahren ausgleichen
Nach den Wechseljahren besteht bei Frauen ein Mangel des Hormons Östrogen, was u.a. eine Ursache für die Entstehung von Blasenentzündungen sein kann. Es gibt spezielle Hormonpräparate wie Scheidencremes oder Zäpfchen, die dem Östrogenspiegel ausgleichen können.
Stress und psychische Belastungen vermeiden
Dauerstress, Partnerschaftsprobleme und andere psychische Belastungen können vermutlich wiederkehrende Blasenentzündungen begünstigen, weil sich durch psychische Belastungen scheinbar die Scheidenflora negativ verändert.