Ein Gichtanfall ist eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit. Überraschend und meist in der Nacht setzt ein akuter Gichtanfall ein. Zu Beginn ist nur ein Gelenk betroffen, typischerweise das Großzehengrundgelenk. Mediziner sprechen von Podagra und meinen damit die typische Manifestation der Gicht an dem Großzehengrundgelenk. Bei einem Gichtanfall ist das Gelenk stark geschwollen, gerötet und äußerst schmerzhaft. Die kleinste Berührung oder Erschütterung löst heftigste Schmerzen aus. Wie kommt es zu so einem schmerzhaften Gichtanfall? Der medizinische Begriff der Gicht lautet Arthritis urica oder auch Urikopathie. Bei einer zu hohen Harnsäurekonzentration im Blut (Hyperurikämie) lagern sich Harnsäurekristalle, so genannte Urate, vorzugsweise in den Gelenken, Nieren und Harnwegen ab und rufen dort Entzündungsreaktionen hervor. Je höher der Harnsäurespiegel ist, desto wahrscheinlicher werden Gichtanfälle. Bei der Gicht handelt es sich um eine Erkrankung des Purinstoffwechsels, denn die Harnsäure ist ein Endprodukt des Purinstoffwechsels.

Wohlstandskrankheit Gicht

Gicht kann als eine so genannte Wohlstandskrankheit der westlichen Industriestaaten bezeichnet werden, denn es besteht ein enger Zusammenhang zwischen einer falschen Ernährungsweise und einem zu hohen Alkoholkonsum. Häufig sind Menschen mit Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas), Diabetes mellitus, erhöhten Cholesterinwerten (Hypercholesterinämie) und Bluthochdruck (Hypertonie) von der Erkrankung betroffen.

Gicht betrifft vorzugsweise Männer im mittleren Alter

In Deutschland haben ungefähr ein Viertel der Bevölkerung einen erhöhten Harnsäurespiegel und bei etwa 10 Prozent entwickelt sich eine Gicht. Die ersten Anzeichen treten bei Männern meist auf. Männer im mittleren Alter zwischen 30 und 45 Jahren sind wesentlich häufiger und auch früher von Gicht betroffen als Frauen, denn Frauen sind bis zu den Wechseljahren aufgrund der Östrogene geschützt.

Was genau ist eine Arthritis urica und wie funktioniert der Purinstoffwechsel im menschlichen Organismus? Welche Formen der Erkrankung gibt es und was sind die Ursachen und Risikofaktoren für die Entstehung der Gicht, die Symptome und mögliche Komplikationen? Beim akuten Gichtanfall sind die Schmerzen so charakteristisch, dass der Arzt meist ohne weitere Untersuchungen die Diagnose stellen kann. Trotzdem sind eine Anamnese, Inspektion und Blut- und Urinuntersuchung notwendig, um die Diagnose zu sichern. Liegt eine Hyperurikämie vor, bieten sowohl schulmedizinische Therapien als auch naturheilkundliche Verfahren Möglichkeiten zur Behandlung an. Wichtige Therapiebausteine sind neben Medikamentengaben u.a. diätetische Ernährungsmaßnahmen und mögliche Veränderungen der Lebensweise mit wichtigen Hinweisen für Betroffene mit Gicht. Der akute Gichtanfall und die chronische Erkrankungsform werden unterschiedlich therapiert.

Formen der Erkrankung: Primäre und sekundäre Hyperurikämie

Eine Hyperurikämie ist der medizinische Begriff für eine Harnsäureerhöhung im Blut. Bei der primären Hyperurikämie liegt eine genetische Störung im Purinstoffwechsel mit einem erhöhten Harnsäurespiegel von über 7 mg/dl (= 420 µmol/l) vor. Die Ursache liegt in einer verminderten Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren.

Normalwerte der Harnsäurekonzentration im Blut:

Frauen: < 6,0 mg / dl bzw. 356 mmol / l
Männer: < 7,0 mg / dl bzw. 416 mmol / l

Die sekundäre Hyperurikämie ist eine eher seltene Form der Gicht und kann als Begleiterkrankung anderer Erkrankungen, wie z. B. Blutkrankheiten oder Nierenerkrankungen sowie im Rahmen einer Chemotherapie bei Tumorerkrankungen auftreten. Während einer Chemotherapie mit Zytostatika kommt es infolge eines vermehrten Zelluntergangs oder durch Nierenfunktionsstörungen zu einem erhöhten Harnsäurespiegel im Blut.

Formen der Erkrankung: Akuter Gichtanfall und chronische Gicht

Im Allgemeinen wird zwischen einem akuten Gichtanfall und der chronischen Gicht als Erkrankungsform unterschieden und für beide Gichtformen werden unterschiedliche Therapien empfohlen. Während sich ein erstmaliger akuter Gichtanfall bei guter Behandlung nicht wiederholen muss, wird die Gichterkrankung nach mehrmaligen Auftreten von Gichtanfällen chronisch und ist dann nicht mehr heilbar. Therapeutische Maßnahmen können jedoch das Auftreten von akuten Gichtanfällen reduzieren oder verhindern.

Stoffwechsel der Purine

Purine sind Teil der Erbsubstanz, der Ribonukleinsäure (RNS) und Desoxyribonukleinsäure (DNS) und damit in jedem Zellkern (Nukleus) des menschlichen Organismus enthalten. Der Körper benötigt für den ständigen Auf- und Abbau der Nucleinsäuren die Stoffe Pyrimidin- und Purinbasen, die hinterher nicht mehr verwertbar sind und zur Harnsäure umgewandelt werden. Die Harnsäure ist eine wasserlösliche Substanz, die über die Nieren ausgeschieden wird. Ist der Purinstoffwechsel jedoch gestört und kann die Harnsäure nicht vernünftig über die Nieren ausgeschieden werden, kann das zur Erkrankung Gicht führen.

Wann sollte ein Arzt konsultiert werden?

Gicht macht sich meist bei dem ersten akuten Gichtanfall bemerkbar. Die Schmerzen im betroffenen Gelenk sind so heftig, dass schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht wird. Ein Arzt sollte bei jedem Gichtanfall konsultiert werden, aber auch bei Verdacht auf Gicht oder wenn eine familiäre Disposition vorliegt. Bei Gicht in der Familie sollte der Harnsäurespiegel regelmäßig kontrolliert werden.

Gicht: Ursachen und Krankheitsentstehung

Die Erkrankung Gicht entsteht erst dann, wenn sich über einen längeren Zeitraum dauerhaft zu viel Harnsäure im Blut befindet. Die primäre Hyperurikämie entsteht aufgrund einer genetischen Veranlagung und ist damit eine angeborene Stoffwechselerkrankung. Die Nieren sind nicht in der Lage, die bei dem Purinstoffwechsel anfallende Harnsäure optimal auszuscheiden. Dadurch bilden sich Harnsäurekristalle (Urate) die sich nach und nach an den Gelenken, Nieren oder Harnwegen ablagern und Entzündungen hervorrufen.

Die sekundäre Hyperurikämie tritt meist im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auf. Hauptsächlich liegen Erkrankungen und Funktionsstörungen in den Nieren vor, wodurch die Ausscheidung von Harnsäure beeinträchtigt ist. Eine zentrale Rolle für eine Hyperurikämie spielt auch eine purinreiche Ernährung, Übergewicht und ein zu hoher Alkoholkonsum, der die Ausscheidung von Harnsäure hemmt.

Ursachen der Gicht im Überblick

  • Erbliche Veranlagung, angeborene Stoffwechselerkrankung
  • Übergewicht und falsche Ernährungsweise mit viel Fleisch
  • Hoher Alkoholkonsum
  • Nierenfunktionsstörungen
  • Chemotherapie mit Zytostatika bei Tumorerkrankungen

Akuter Gichtanfall: Risikofaktoren und Auslöser

Ein akuter, schmerzhafter Gichtanfall kann durch übermäßigen Alkoholgenuss und durch sehr reichhaltiges Essen, Stress, Wetterwechsel oder Fasten ausgelöst werden. Ein erhöhtes Risiko für akute Gichtanfälle besteht bei Menschen, die unter dem so genannten Metabolischen Syndrom leiden. Das Metabolische Syndrom oder umgangssprachlich auch das tödliches Quartett, umfasst verschiedene Krankheiten und ursächliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Dazu gehören Risikofaktoren wie Rauchen, zu viel Bauchfett (Adipositas), Bluthochdruck (Hypertonie), erhöhte Blutzucker- (Hyperglykämie) und Blutfettwerte (Hypercholesterinämie). Auch eine Chemotherapie aufgrund einer Tumorerkrankung kann einen akuten Gichtanfall auslösen. Durch den Untergang der Zellen werden Purine freigesetzt, wodurch vermehrt Harnsäure entsteht. Auch die Tumorzellen enthalten solche Purine und bilden bei der Zerstörung der Zellen viel Harnsäure, dessen Kristalle sich an den Gelenken ablagern und dort zu Entzündungen führen können.

Gicht: Symptome

Eine Hyperurikämie bleibt bis zum ersten Gichtanfall über lange Zeit symptomlos. Erst beim ersten akuten Gichtanfall wird ersichtlich, dass der Harnsäurespiegel im Blut zu hoch ist. Typischerweise treten meist plötzlich in der Nacht, äußerst starke Schmerzen mit dicker Schwellung, starker Rötung und Überwärmung im entzündeten Gelenk. Der Auslöser des ersten Gichtanfalls ist meist ein feuchtfröhlicher Abend mit reichlich purinreichen Speisen und Alkohol. Typischerweise sind die Schmerzen am Großzehengelenk (Podagra) lokalisiert, aber der Gichtanfall kann auch am Knie- oder Daumengrundgelenk auftreten. Das betroffene Gelenk kann hochrot bis bläulich gefärbt sein. Hinzu kommt eine ausgeprägte Berührungsempfindlichkeit, sogar die Bettdecke ist eine zu schwere Last für das entzündete Gelenk und führt zu einer Schmerzverschlimmerung. Ein humpelnder Gang aufgrund der heftigen Schmerzen ist ein weiteres Symptom, denn der betroffene Fuß kann nur noch auf der Ferse belastet werden. Während eines Gichtanfalls können weiteren Beschwerden begleiten auftreten: So können Betroffen auch unter Entzündungszeichen wie Kopfschmerzen, Fieber und Herzrasen leiden, aber auch Übelkeit und Erbrechen können eher selten auftreten. Auch bleibt häufig ein Juckreiz über dem betroffenen Gelenk bestehen, so lange bis die Entzündung abgeklungen ist und die Haut abschuppt. Ein Gichtanfall kann einige Stunden oder mehrere Tage andauern, wenn nicht sofort ein Arzt aufgesucht wird. Etwa nach 10 Tagen klingt die akute Entzündung ab.

Chronische Gicht mit Gelenkdeformationen und Dauerschwellungen

Mit dem ersten akuten Gichtanfall ist die über lange Zeit symptomlos verlaufende Erkrankung ausgebrochen. Ohne Therapie werden immer wieder äußerst schmerzhafte Gichtanfälle auftreten, nach einigen Monaten liegt dann eine chronische Gicht vor. Bei der chronischen Erkrankungsform können bleibende Schäden entstehen, wie z.B. Deformationen der Gelenke mit Dauerschwellungen und dauerhaften Schmerzen und Unbeweglichkeit. Es können auch Gichtknoten, so genannte Gichttophi, außerhalb der Gelenke auftreten. Bei Gichttophi handelt es sich um etwa 1 Zentimeter große Knötchen, die in den meisten Fällen an der Ohrmuschel lokalisiert sind, aber auch an Händen und Füßen oder am Ellenbogen auftreten können. In der heutigen Zeit treten Gichttophi jedoch äußerst selten auf.

Gicht: Leitsymptome im Überblick

  • Starke Schmerzen, dicke Schwellung, starke Rötung, Überwärmung im entzündeten Gelenk
  • Häufige Lokalisation: Großzehengrundgelenk (Podagra), aber auch Daumengrund-, Sprung-
    und Kniegelenk
  • Gichtknoten (Gichttophi) meist am Ohr, auch an Händen, Ellenbogen und Füßen lokalisiert
  • Extreme Berührungsempfindlichkeit am betroffenen Gelenk
  • Juckreiz über dem betroffenen Gelenk bis zur Abschuppung der Haut
  • Begleitsymptome: Kopfschmerzen, Fieber, Herzraden, Übelkeit und Erbrechen
  • Chronische Gicht: Gelenkdeformationen und Dauerschwellungen mit dauerhaften
    Schmerzen an den betroffenen Gelenken

Gicht: Krankheitsverlauf und Prognose

Ist der erste akute, schmerzhafte Gichtanfall erst einmal überstanden, folgt meist eine längere beschwerdefreie Zeit, die Wochen oder Jahre andauern kann. Die beschwerdefreie Zeit hängt jedoch davon ab, ob die Hyperurikämie behandelt wird. Erfolgen keine therapeutischen Maßnahmen, verkürzen sich die Abstände zwischen den schmerzhaften Gichtanfällen. Nach einigen Monaten ohne Behandlung sprechen Ärzte von einer chronischen Erkrankungsform der Gicht. Die Prognose für Menschen mit Gicht sind in der heutigen Zeit für die Mehrzahl der Betroffenen gut. Die Prognose hängt auch davon ab, ob die Nieren in ihren Funktionen geschädigt sind, denn Harnsäurekristalle können sich auch in den inneren Organen ablagern und dort zu chronischen Entzündungszuständen führen. Sind die Nieren betroffen, kann eine funktionslose Schrumpfniere die Folge sein.

Gicht: Komplikationen

Bei einer über lange Zeit bestehenden, chronischen Gichterkrankung können sich die Harnsäurekristalle außerdem in den inneren Organen, insbesondere in den Nieren ablagern. Mediziner sprechen dann von einer Gichtniere (Gichtnephropathie). Die in den Nieren abgelagerten Urate führen zu Entzündungen in den Nieren, auf die sich häufig eine bakterielle Nierenbeckenentzündung setzt. Auch entstehen durch die Ablagerungen gehäuft Nierensteine. Im späteren Stadium schränkt eine Gichtniere die Funktionen der Nieren immer weiter ein. Bei Menschen mit Gichtknoten am Ohr, Ellenbogen oder an den Händen und Füßen besteht die Gefahr, dass die Knötchen durch die Haut nach außen durchbrechen und dadurch Geschwüre entstehen.

Gicht: Schulmedizinische Diagnostik

Bei einem akuten Gichtanfall sind die Symptome so charakteristisch, dass der Arzt schnell eine Verdachtsdiagnose ohne weitere Untersuchungen stellen kann. Eine Standarduntersuchung für die definitive Diagnose der Gicht bei Unklarheiten oder einem nur bestehenden Verdacht stellt der Nachweis von Uratkristallen in der Gelenkflüssigkeit per Punktion dar. Weiter kann eine Gichterkrankung durch eine Harnsäurebestimmung im Blut und durch eine Röntgenuntersuchung ermittelt werden, wobei der akute Gichtanfall keine eindeutigen Röntgenbilder hergibt, sondern Veränderungen erst im späteren Verlauf der Erkrankung sichtbar werden. Der Harnsäuretest zählt zu den wichtigsten Diagnoseverfahren für eine frühzeitige Diagnose der Gicht.

Gicht: Anamnese

Bei einem akuten Gichtanfall deutet die Schmerzsymptomatik auch ohne viele Worte auf das Krankheitsgeschehen. Im Erstgespräch wird der Arzt trotzdem nach Vorerkrankungen in der Familie, nach der Lebensweise, Medikamenteneinnahme und Ernährungsweise fragen. Auch wird die Frage nach der Abendgestaltung vor dem Gichtanfall bezüglich reichlichem Essen und Alkoholkonsum gestellt, wodurch der Gichtanfall ausgelöst worden sein könnte.

Körperliche Untersuchung bei Gicht

Bei der Inspektion achtet der Arzt auf mögliche Gichttophi an den Ohren, Händen, Füßen oder am Ellenbogengelenk sowie auf Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) durch eine falsche, ungesunde Ernährungsweise.

Blutuntersuchung bei Gicht

Die Diagnose Gicht kann durch eine Harnsäurebestimmung im Blut gestellt werden.

Die Normalwerte der Harnsäurekonzentration im Blut liegen bei Frauen bei < 6,0 mg / dl bzw. 356 mmol / l und bei Männern bei < 7,0 mg / dl bzw. 416 mmol / l. Steigen die Werte auf über 6,0 oder 7,0 mg / dl könnte eine Gicht oder eine Nierenerkrankung vorliegen. Bei einem akuten Gichtanfall können die Harnsäurewerte noch im Blut im Normalbereich liegen, typischerweise steigen die Werte nach einer gewissen Zeit an. Deshalb werden bereits bei Verdacht auf eine Gichterkrankung regelmäßig Kontrolluntersuchungen empfohlen.

Bildgebende Verfahren (Röntgen, Ultraschall, CT, MRT)

Bildgebende Verfahren wie die Röntgenuntersuchung dienen der Diagnose und Verlaufskontrolle der Gicht. Die Röntgenuntersuchung zeigt bei einem akuten Gichtanfall ein unauffälliges Bild. Erst im chronischen Stadium werden charakteristische Veränderungen an den betroffenen Gelenken sichtbar. Auf Röntgenbildern ist die Zerstörung des Gelenkknorpels ersichtlich wie auch die Gelenkverformungen.

Gicht: Alternativmedizinische Diagnostik

Diagnoseverfahren aus dem alternativmedizinischen Bereich wie die Antlitz- oder Irisdiagnose stellen so genannte Hinweisdiagnosen dar, die zusätzlich zu wissenschaftlich anerkannten Diagnoseverfahren zum Einsatz kommen und Diagnosen bestätigen können.

Gicht: Antlitzdiagnose

Die Antlitzdiagnose stellt im alternativmedizinischen Bereich ein wichtiges diagnostisches Werkzeug dar, ist wissenschaftlich jedoch kein anerkanntes Diagnoseverfahren. Anhand der Antlitzdiagnose sollen Pathologien und krankhafte Veränderung an der Gesichtshaut erkennbar sein. Bei einer Gichterkrankung sind keine charakteristischen Hinweise im Gesicht erkennbar. „Gichttophi“ am Ohr als charakteristisches Symptom treten in der heutigen Zeit nur noch äußerst selten in Erscheinung. Bei Gichttophi handelt es sich um sichtbare Ablagerungen oder Knoten hauptsächlich an der Ohrmuschel, die erbsengroß werden können. Auch an den Fingern, Zehen oder Ellenbogengelenken können diese Gichttophi lokalisiert sein.

Gicht: Irisdiagnose

Die Irisdiagnose (Augendiagnose) gehört auch dem Bereich der Alternativmedizin an und wird als Hinweisdiagnose unterstützend zu anderen Diagnosemethoden eingesetzt. In der Iris (Regenbogenhaut der Augen) können Veränderungen wie Aufhellungen, Abdunkelungen, Farbflecke oder Gefäßzeichnungen Hinweise über Krankheiten wie Entzündungen oder Stoffwechselstörungen geben. Bei der so genannten harnsauren Diathese, früher auch als gichtisch-rheumatische Konstitution bezeichnet, besteht eine gestörte Ausscheidungsfunktion der Nieren mit einem reduzierten Abbau der Harnsäure, was wiederum zu einer Übersäuerung des Gesamten Gewebes führt. Weißgraue Plättchen oder ein weißlicher Schleier über der Iris geben Hinweise auf eine mögliche Gichterkrankung, Steinleiden oder unspezifische Entzündungen im Körper.

Gicht: Schulmedizinische Therapie

Die schulmedizinische Therapie setzt im akuten Gichtanfall auf kühlende Alkohol-Umschläge, Ruhigstellung des Gelenks und auf eine medikamentöse Unterstützung zur Schmerzlinderung. Ein wichtiger Baustein der schulmedizinischen Behandlung ist eine Ernährungsumstellung auf eine purinarme Kost, damit der Harnsäurespiegel gesenkt werden kann. Ziel der Ernährungstherapie ist es, die Harnsäurewerte dauerhaft in einem normalen Niveau < 6,4 mg/dl zu halten. Bleibt der ursächliche Stoffwechsel der Purine trotz Therapiemaßnahmen gestört, müssen sowohl die medikamentöse Therapie als auch die Ernährungsumstellung lebenslang durchgeführt werden.

Gicht: Medikamentöse Behandlung mit entzündungs- und schmerzhemmenden Arzneien bei akuten Gichtanfällen

Ziel der Behandlung bei akuten Gichtanfällen ist die schnellstmögliche Schmerzlinderung in möglichst kurzer Zeit. Deshalb werden als Erstmaßnahme Schmerzmittel und entzündungshemmenden und schmerzlindernden Wirkstoffen verabreicht. Zu den bekanntesten Wirkstoffen gehören Colchicin, Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Diclofenac. Aufgrund der starken Nebenwirkungen von NSAR und Diclofenac werden meist Medikamente mit Colchicin eingesetzt, die auch zur prophylaktischen Dauerbehandlung eingesetzt werden können. Schwangere und Frauen mit aktuellem Kinderwunsch sollten Colchicin jedoch nicht anwenden.

Gicht: Dauerhafte medikamentöse Behandlung bei Hyperurikämie

Besteht eine ursächliche Hyperurikämie, die nicht über die Ernährung und Gewichtsreduktion behoben werden kann, empfehlen Ärzte meist eine dauerhafte medikamentöse Therapie. Verschrieben werden Medikamente, die die Harnsäureproduktion reduzieren. Mittel der Wahl ist Allopurinol. Der Wirkstoff Allopurinol vermindert die Harnsäurebildung im Körper, wodurch einerseits der Harnsäurespiegel im Urin gesenkt und andererseits der Bildung von Harnsteinen aus Harnsäure vorgebeugt wird. Auch werden die Harnsäurewerte in Blut und Gewebeflüssigkeiten gesenkt und somit Ablagerungen von Harnsäurekristallen in den Gelenken vermieden.

Gicht: Ernährungstherapie und diätetische Maßnahmen

Die Gichterkrankung ist in den meisten Fällen eine ernährungsbedingte Erkrankung. Wer unter einer Hyperurikämie mit wiederkehrenden Gichtanfällen leidet, sollte auf bestimmte Ernährungsmaßnahmen achten. Wichtig ist eine ausreichende, tägliche Flüssigkeitszufuhr, um die Ausscheidung der Harnsäure optimal zu unterstützen. Ideal sind mindestens zwei Liter Wasser oder Tee pro Tag und während eines Anfalls drei Liter Flüssigkeit.

Auf Nahrungsmittel mit Purinen verzichten

Eine purinarme Ernährung bedeutet, dass nicht mehr als 170 mg Purine täglich aufgenommen werden dürfen. Aus 170 mg Purine verstoffwechselt der Körper etwa 400 mg Harnsäure. Eine weitere wichtige diätetische Maßnahme ist der Verzicht auf Nahrungsmittel, die Purine enthalten. Zu den purinreichen Nahrungsmitteln gehören Fleisch, Wurst, Fisch, Sardinen und Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen und Sojabohnen. Fleisch ist nur in kleinen Portionen erlaubt, auf Innereien, Wild und Fleischextrakte sollte unbedingt verzichtet werden. Als Richtlinie für die Aufnahme von Fleisch und Wurst gilt höchstens 150 g pro Tag.

Diese purinreichen Nahrungsmittel strikt meiden:

  • Innereien: Bries, Herz, Leber und Nieren
  • Fettreiche Fleisch- und Wurstsorten: Schweinebraten, Ente, Gans, Speck, Bratwurst, Salami
  • Fisch: Sardinen, Sprotten, Saibling, Forelle, Sardellen, Hering, Heilbutt, Hummer, Muscheln
  • Fette: Butter, Schweineschmalz, Kokos- und Palmfett Mayonnaise und Remoulade
  • Eier: Fettreiche Eierspeisen
  • Fettreiche Milchprodukte: Vollmilch, Sahne, Creme fraiche, fettreiche Käsesorten > 45 %
  • Gemüse: Erbsen, Kichererbsen, weiße Bohnen, Linsen, getrocknete Pilze, Grünkohl,
    Sellerie, Spargel, Spinat
  • Kartoffeln: Pommes frites, Bratkartoffeln
  • Nüsse in größeren Mengen
  • Getreide: Roggen-, Weizenkeime, Sojamehl
  • Extrakte: Fleischextrakte, Hefeextrakte, vegetarische Pasten, Suppenwürfel
  • Getränke: Alkohol in größeren Mengen, Cola

Kostenfreie Purinrechner für Gichtpatienten im Internet: www.purinrechner.de

Eine purinarme Kost ist für Menschen mit Gicht ein wichtiger Therapiebaustein. Die Schwierigkeit besteht jedoch darin, woher Betroffene wissen sollen, wie viele Purine in welchen Nahrungsmitteln enthalten und welche Kombination inklusive Getränke dann welche Menge an Harnsäure ergeben. Inzwischen gibt es im Internet die Möglichkeit per Purinrechner Antworten auf die Fragen zu erhalten. Auch Apps für Handys (iPhone oder Android) bieten Purinrechner zum Download an.

Ernährungsumstellung auf eine basenreiche und vorwiegend laktovegetabile Vollwertkost

Eine Ernährungsumstellung auf eine basenreiche und vorwiegend laktovegetabile Vollwertkost kann sich positiv auf eine Hyperurikämie auswirken und begleitend zu anderen schulmedizinischen- und alternativmedizinischen Maßnahmen umgesetzt werden. Eine basenreiche, überwiegend laktovegetabile Ernährung besteht hauptsächlich aus Obst und Gemüse. Als ungünstig hingegen werden Fleisch und Wurstwaren, Zucker, Fett und Weißmehlprodukte eingestuft, denn diese Nahrungsmittel tragen zu einer Übersäuerung im Körper bei, was sich wiederum negativ auf das Krankheitsbild auswirken kann. Eine fettarme Ernährung ist bei Gicht zu bevorzugen, statt Butter oder andere Fette sollten besser pflanzliche Öle mit einem hohen Anteil einfach ungesättigter Fettsäuren verwendet werden, wie z.B. Olivenöl oder Rapsöl.

Diese Nahrungsmittel sind bei Gicht zu bevorzugen:

  • Fleisch- und Wurstwaren in begrenzter Menge: Hähnchen, Truthahn, mageres Kalb, Rind
  • Fettarme Fischsorten: Hecht, Scholle, Kabeljau, Seezunge, Seelachs
  • Pflanzliche Fette: Oliven-, Raps-, Distel- und Sonnenblumenöl
  • Eier: Fettarme Eierspeisen, 2 bis 3 Eier pro Woche
  • Fettarme Milchprodukte: Magermilch, Magerquark, Joghurt, fettarme Käsesorten bis 45 %
  • Gemüse: Champignons, Salate, Gurken, Kopfsalat, Kürbis. Rosenkohl, Sauerkraut, Tomaten
  • Kartoffeln: Kartoffelpüree, gepellte Kartoffeln
  • Obst
  • Getreide: Vollkornprodukte
  • Getränke: Mineralwasser, Kaffee, Tee, Obstsäfte, Alkohol bis 1 Glas Wein oder Bier pro Tag

Eiweißreiche Nahrungsmittel: Milchprodukte

Während die Kohlenhydratzufuhr bei Gichtleiden reduziert werden sollte, ist hingegen eine erhöhte Eiweißzufuhr durch Milchprodukte empfehlenswert. Auch sollte der Fokus auf pflanzliche Eiweißquellen (z.B. Hülsenfrüchte) gerichtet werden.

Vitamin C gegen erhöhte Harnsäurewerte

Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin C kann bei erhöhten Harnsäurewerten die Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken erschweren oder sogar verhindern und sich damit positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.

Verzicht auf Alkohol

Der Verzehr von Alkohol wirkt sich negativ auf den Harnsäurespiegel aus und kann Gichtanfälle hervorbringen. Auch alkoholfreies Bier stellt keinen Ersatz dar, denn auch alkoholfreies Bier enthält Purine.

Kalorienzufuhr reduzieren und Steigerung der Bewegung bei Übergewicht

Übergewicht wirkt sich negativ auf das Krankheitsgeschehen aus und übergewichtige Menschen leiden häufiger an Gicht. Deshalb sollte eine Ernährungsumstellung bei Übergewicht bestehen und die Kalorienzufuhr reduziert werden. Ziel ist das Erreichen des normalen Körpergewichts. Auf Fastenkuren und Extremdiäten verzichten, denn dadurch wird der Harnsäurespiegel erhöht.

Gicht: Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten

Im Bereich der Alternativmedizin gibt es eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten, die zu einer Linderung bei Gicht (Arthritis urica) führen. Dazu gehören Maßnahmen aus den Bereichen der Phytotherapie, Homöopathie, Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), Physikalischer Therapie und der Ernährungstherapie (Diätetik).

Gicht: Phytotherapie

Im Bereich der Phytotherapie kommen bei Gicht (Arthritis urica) Heilpflanzen mit stoffwechselanregenden, diuretischen (harntreibenden) und schmerzlindernden Wirkeigenschaften zum Einsatz. Das schmerzstillende Mittel der Wahl bei einem akuten Gichtanfall ist z.B. das verschreibungspflichtige „Colchysat Bürger“. Enthalten sind Wirkstoffe aus der Heilpflanze Herbstzeitlose (Colchicum autumnale). Für eine kurmäßige Anwendung sind stoffwechselanregende und diuretisch wirkende Heilpflanzen zu empfehlen, die eine Ausscheidung von Harnsäure unterstützen. Dazu gehören Heilpflanzen wie die Brennnessel (Urtica dioica) oder Löwenzahn (Taraxacum officinale). Löwenzahn

Die wichtigsten Heilpflanzen bei Gicht

Brennnessel (Urtica dioica) bei Gicht (Arthritis urica)

Im Bereich der Phytotherapie kommen die frischen oder getrockneten Blätter (Urticae folium), das getrocknete Kraut (Urticae herba) und die getrocknete Wurzel (Urticae radix) der Brennnessel zum Einsatz. Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Brennnessel sind Flavonoide, Gerbstoffe, Acetylcholin, Serotonin, Calcium, Eisen, Kieselsäure, Ameisensäure und Chlorophyll. In den Brennhaaren befinden sich Amine (Histamin), Acetylcholin, Ameisen-, Essig- und Buttersäure, die Wurzeln sind reich an Sterolen, Sterylglucosiden, Lignanen und Gerbstoffen und zu den weiteren Inhaltsstoffen der Brennnesseln gehören außerdem ätherisches Öl, Vitamine und Carotinoide. Die Inhaltsstoffe der Brennnessel sind im Zusammenspiel für die harntreibende, wassertreibende, blutreinigende, entzündungshemmende, schmerzstillende und stoffwechselanregende Wirkung verantwortlich. Zu den phytotherapeutischen Hauptanwendungsgebieten gehören

entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege wie z.B. Blasenentzündungen, rheumatisch bedingte Muskel- und Gelenkbeschwerden, Arthritis und Arthrose. Insbesondere die Brennnesselwurzeln finden Anwendung bei Rheuma, Ödemen, Gicht und Prostatabeschwerden.

Die Kommission E (Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte) und ESCOP (Europäischer Dachverband der nationalen Gesellschaften für Phytotherapie) befürworten die Anwendung von Brennnesselblättern und Brennnesselkraut zur unterstützenden Behandlung bei rheumatischen Beschwerden, Arthritis und zur Durchspülungstherapie bei Nieren- und Blasenerkrankungen sowie Harnwegsentzündungen. Die Anwendung der Wurzel empfehlen die Institutionen bei Miktionsbeschwerden bei Prostataerkrankungen, nächtlichem Wasserlassen (Nykturie), häufigem Wasserlassen in kleinen Mengen (Pollakisurie) sowie bei einer erschwerten Blasenentleerung, die schmerzhaft sein kann (Dysurie).

Rezept: Tee-Zubereitung mit Brennnesselwurzeln bei Gicht

Eine kurmäßige Anwendung mit Brennnessel-Tee kann bei Erkrankungen der Harnwege, bei Gicht, rheumatischen Beschwerden sowie bei Magen- und Darmbeschwerden zum Einsatz kommen: 1 Teelöffel (etwa 1 Gramm) der fein geschnittenen Brennnesselwurzeln mit 150 ml kochendem Wasser übergießen, 1 Minute köcheln und für 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Anschließend den Teeaufguss durch ein Sieb abseihen und den Tee mäßig warm und schluckweise trinken. Pro Tag sollen 2 bis 3 Tassen Tee getrunken werden.

Löwenzahn (Taraxacum officinale) bei Gicht (Arthritis urica)

Löwenzahn ist reich an Bitterstoffen, ätherischem Öl, Flavonoiden, Gerbstoffen, Carotinen, Fructose, Mineralien wie Kalzium, Spurenelementen und Schleimen. Löwenzahnkraut hat außerdem einen hohen Gehalt an Kalium, Kalzium, Natrium, Schwefel, Kieselsäure und Vitaminen. Die Inhaltsstoffe des Löwenzahns sorgen für eine stoffwechselanregende, verdauungs- und gallenflussfördernde (cholagoge), harnfördernde, beruhigende (sedative), entzündungshemmende, schmerzlindernde und auch eine durchblutungsfördernde (hyperämisierende) Wirkung. Insbesondere die stoffwechselanregenden und durchblutungsfördernden Inhaltsstoffe machen den Löwenzahn auch zu einem bewährten phytotherapeutischen Heilmittel bei rheumatischen Erkrankungen, Arthrose und Gicht.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Kommission E (Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte) und ESCOP (Europäischer Dachverband der nationalen Gesellschaften für Phytotherapie) empfehlen die Anwendung von Löwenzahn bei Störungen des Gallenflusses, Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen (Dyspepsie) wie Völlegefühl und Blähungen sowie zur Anregung der Harnausscheidung durch die Nieren (Diurese).

Von einer Anwendung bei Verschluss der Gallenwege und Darmverschluss wird dringendst abgeraten.

Rezept Löwenzahntee oder Löwenzahnsaft bei Gicht (Arthritis urica)

Löwenzahn-Tees und Säfte aus der Apotheke werden gerne zur Entschlackung oder Entgiftung als Frühjahrs- oder Herbstkur verwendet, weil die Inhaltstoffe des Löwenzahns die Ausscheidung fördern und die Tätigkeit der Nieren und der Leber anregen. Eine Kur sollte etwa 4 bis 6 Wochen andauern. Auch bei Gicht oder Beschwerden aus dem rheumatischen Formenkreis soll eine Löwenzahn-Kur schmerzlindernd wirken und die Häufigkeit der Schmerzanfälle reduzieren: 1 bis 2 gehäufte Teelöffel oder 1 bis 2,5 Gramm Löwenzahn mit 250 ml kaltem Wasser übergießen, für eine Minute kochen und zugedeckt 10 bis 15 Minuten ziehen lassen. Anschließend den Teeaufguss abseihen. Für eine kurmäßige Anwendung sollte je eine Tasse Tee möglichst heiß am Morgen und am Abend getrunken werden. Die Dauer er kurmäßigen Anwendung beträgt vier bis sechs Wochen.

Saftzubereitung mit Löwenzahn

Für die kurmäßige Einnahme von Löwenzahn-Saft zur Entgiftung über vier bis sechs Wochen wird 1 Esslöffel täglich empfohlen. Für die Zubereitung eines frisch gepressten Saftes werden die frischen Blätter des Löwenzahns verwendet.

Gicht: Homöopathie

Bei akuten Krankheitsgeschehen gibt es homöopathische Einzelmittel, die entsprechend der Symptomatik eingenommen werden können. Bei chronischen und immer wiederkehrenden Erkrankungen sollte ein Konstitutionsmittel von einem erfahrenen Homöopathen ermittelt und verschrieben werden. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) spricht sich bei der Selbstbehandlung akuter Beschwerden allgemein für die Potenz C12 aus. Eine Gabe entsprich nach der DZVhÄ 2-3 Globuli und bei Bedarf kann die Gabe bis zu viermal am Tag wiederholt werden. Die Globuli sollen während der Einnahme langsam im Mund zergehen und die Wirkung jeder Gabe sollte immer zunächst abgewartet werden, bevor eine weitere Gabe erfolgen soll. Tropfen (Dilution) werden in Wasser gelöst und über einen Plastiklöffel oder einer Pipette in den Mund geträufelt.

Die wichtigsten homöopathischen Einzelmittel und deren Charakteristika bei Gicht (Arthritis urica): Bei einem akuten Gichtanfall stehen homöopathische Mittel mit schmerzstillenden Eigenschaften bei Entzündungen im Vordergrund. Dazu gehören Apis mellifica (Honigbiene), Belladonna (Schwarze Tollkirsche) und Bryonia (Weiße Zaunrübe).

Apis mellifica (Honigbiene) bei Gicht

Apis mellifica ist im Bereich der Homöopathie das wichtigste Mittel bei Folgen von Insektenstichen durch Bienen, Wespen und anderen Insekten, die mit brennenden, stechenden, beißenden Schmerzen und starken Schwellungen (Ödemen) einhergehen.  Apis mellifica kommt außerdem bei allen akuten Entzündungszuständen der Haut und Schleimhäute, Harnwege oder Gelenke zum Einsatz kommen.  Apis-Gelenkentzündungen sind charakterisiert durch pochende, stechende und brennende Schmerzen. Rheumatische Beschwerden werden von stechenden, brennenden Schmerzen. Die sich ähnlich wie Nadelstiche anfühlen und heißen, geschwollenen und entzündeten Gelenken begleitet. Die Schmerzen werden außerdem von einer brennenden Hitze begleitet, die nach einer kühlen Anwendung jeglicher Form verlangen. Es besteht zudem eine starke Berührungsempfindlichkeit an den betroffenen, schmerzhaften Stellen, die auch die leichteste Berührung oder leichten Druck unerträglich machen. Die heftigen Schmerzen und Beschwerden beginnen plötzlich und treten sehr schnell in Erscheinung, dass in seltenen Fällen teilweise Schreie ausgepresst werden. Bei Betroffenen besteht außerdem ein ausgeprägtes Zerschlagenheitsgefühl mit Ruhelosigkeit und Nervosität. Apis-Beschwerden verschlechtern sich typischerweise durch Hitze und Wärme, warme Anwendungen sowie durch die geringste Berührung und Druck auf den entzündeten und schmerzhaften Bereich. Eine Verbesserung der Beschwerden wird hingegen durch jede Form von Kälte, durch Aufdecken und Entblößen von Kleidungsstücken und durch langsame Bewegung erfahren.

Belladonna (Schwarze Tollkirsche) bei Gicht

Belladonna ist eines der wichtigsten Mittel bei akuten Erkrankungen, die plötzlich und heftig beginnen und ebenso plötzlich wieder verschwinden. Im Bereich der Homöopathie ist Belladonna das wichtigste Entzündungsmittel und findet Anwendung bei Beschwerden, die mit den typischen Entzündungszeichen wie Rötung, Hitze, Schwellung, Schmerzen und Funktionseinschränkungen einhergehen. Charakteristisch sind die akuten und sehr plötzlich einsetzenden Beschwerden, die in einer enormen Heftigkeit, von einer Sekunde zur nächsten Sekunde auftreten. Der Schmerzcharakter wird als sehr heftig, brennend, klopfend, pochend und hämmernd beschrieben. Jede kleine Form der Erschütterung, Bewegung, Druck oder Berührung wird nicht vertragen und führen zu einer Verschlechterung bestehender Beschwerden. Eine Verbesserung der Beschwerden erfolgt hingegen durch Wärme, leichte Bedeckung, Ruhe und Bettruhe oder durch aufrechtes Sitzen und Rückwärtsbeugen.

Bryonia (Weiße Zaunrübe) bei Gicht

Das homöopathische Mittel kommt hauptsächlich zur Behandlung akuter Erkrankungen und Entzündungen mit Ergussbildung zum Einsatz, u.a. bei Gelenkschmerzen (Arthrose) mit bewegungsabhängigen und stechenden Schmerzen, Hexenschuss, Gicht und Rheuma.

Die entzündeten Gelenke sind heiß, geschwollenen und steif und die Schmerzen werden als stechend, brennend und reißend beschrieben. Jede Form der Bewegung, Erschütterung und Berührung führt zu einer Verschlimmerung der Beschwerden. Akute Gelenkentzündungen schmerzen so sehr, dass geringste Bewegungen und Erschütterungen die ohnehin starken Schmerzen verschlimmern. Eine Verschlechterung der Beschwerden wird auch durch Hitze und Wärme, warme Räume und warme Getränke, Ärger, Aufregung und durch Misserfolge hervorgerufen. Eine Verbesserung hingegen erfolgt durch Liegen auf der schmerzhaften Seite, Ruhe und durch Kälte wie kalte Anwendungen und kalte Getränke sowie durch Frische Luft und kalte Luft. Bryonia-Beschwerden werden außerdem von einer großen Reizbarkeit begleitet.

Homöopathische Komplexmittel bei Gicht

Homöopathische Komplexmittel bestehen aus mehreren homöopathischen Einzelmitteln mit verschiedenen Ansatzpunkten, um so ein größeres Symptomspektrum der Gicht (Arthritis urica) zu erreichen.

Girheulit HOM Tabletten bei Gicht

Das homöopathische Komplexmittel Girheulit HOM kommt bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, z.B. bei rheumatischen Gelenkbeschwerden zum Einsatz. Das Komplexmittel enthält folgende homöopathischen Einzelmittel: Acidum benzoicum D 3, Acidum silicicum D 3,Ammonium phosphoricum D2, Colchicum autumnale D4, Kalium iodatum D4 und Lithium carbonicum D3. Die enthaltenden homöopathischen Einzelmittel sollen dazu beitragen, dass Entzündungen und Schmerzustände an den Gelenken gelindert werden. Gehen bei akuten Zuständen die Symptome wie Schmerzen, Rötung, Überwärmung und Schwellung im Gelenk nicht zurück und treten Fieberzustände begleitend auf, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Gicht: Physikalische Therapie

Physikalische Therapien umfassen verschiedene medizinische Behandlungsmethoden, die physiologische Funktionen des Körpers mit naturgegebenen Mitteln anregen und damit zur Linderung der Beschwerden beitragen. Zu den physikalischen Therapien gehören u.a. Krankengymnastik, Ergotherapie, manuelle Therapie, Massagen, Reizstromtherapie, Wärme- und Kältetherapie, Hydrotherapie und viele mehr.

Wärmeanwendungen bei Gicht

Wärmeanwendungen, regelmäßige Saunagänge und warme Bäder werden in der beschwerdefreien Zeit zwischen den Gichtanfällen als sehr wohltuend empfunden.

Kälteanwendungen bei Gicht

Während eines akuten, schmerzhaften Gichtanfalls können kalte Umschläge oder kalte Güsse eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung entfalten. Im beschwerdefreien Zeitraum hingegen führen wärmende Anwendungen zu einem Wohlbefinden.

Gicht: Ausleitungsverfahren, z.B. Blutegel-Therapie

Bei wiederkehrenden Gichtanfällen kann eine Blutegel-Therapie zum Einsatz kommen und die Beschwerden lindern. Blutegel sondern während der Behandlung den Wirkstoff Hirudin ab, der für eine entzündungshemmende und damit auch schmerzlindernde Wirkung verantwortlich ist. Auch können durch die Blutegel-Therapie Giftstoffe (Toxine) und Stoffwechselschlacken ausgeleitet werden. Die Wirkung dieser Therapie ist auf den Blutverlust und die Blutegelwirkstoffe zurückzuführen. Die Blutegel werden auf die Regionen, in die Nähe der Gelenke gesetzt, die von den Schmerzen betroffen sind.  Blutegel brauchen Ruhe und eine halbdunkle Umgebung um vernünftig arbeiten zu können. Sobald sich die Egel mit Blut vollgesogen haben, fallen sie von alleine nach 10 Minuten bis zwei Stunden ab.

Gicht: Ordnungstherapie und Maßnahmen zur Prophylaxe

Menschen mit Gicht sollten einige Tipps im Alltag berücksichtigen, damit mögliche schmerzhafte Gichtanfälle ausbleiben.

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr

Wer unter einer Hyperurikämie und wiederkehrenden Gichtanfällen leidet, sollte immer auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, damit Harnsäure optimal ausgeleitet werden kann und sich dadurch keine Harnsäurekristalle ablagern können. Ideal ist eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von mindestens zwei Litern Wasser oder Tee, während eines Gichtanfalls sollte die Trinkmenge auf drei Liter erhöht werden.

Bewegung steigern, aber auf extreme körperliche Anstrengung verzichten

Wer es mit der körperlichen Aktivität übertreibt und sich zu stark verausgabt, kann einen Gichtanfall provozieren. Deshalb sollte auf extreme körperliche Anstrengung verzichtet werden. Trotzdem wirkt sich mehr Bewegung im Alltag positiv auf das Krankheitsgeschehen aus.

Gewicht reduzieren, aber auf Fastenkuren und Extremdiäten verzichten

Auch auf radikale Fastenkuren oder Diäten sollten Menschen mit Hyperurikämie besser verzichten, weil diese Form von Mangelzuständen ebenfalls den Harnsäurespiegel erhöhen und dadurch einen Gichtanfall auslösen können. Trotzdem ist es für übergewichtige Menschen wichtig, das Gewicht langsam zu reduzieren und zum Normalgewicht zurückzukehren. Das reguliert den Harnsäurespiegel und schon außerdem die Gelenke

Auf eine übermäßige Nahrungsaufnahme verzichten

Eine übermäßige Nahrungsaufnahme, z.B. bei ausgiebigen Festessen, sorgt wie auch Fastenkuren oder Extremdiäten für einen Anstieg des Harnsäurespiegels und kann einen akuten Gichtanfall auslösen.