Antriebsarmut, Müdigkeit, Verlangsamung des gesamten Stoffwechsels mit einer Gewichtszunahme trotz Appetitverlustes und Desinteresse – das sind die typischen Zeichen einer Schilddrüsenunterfunktion, die in der Medizin als Hypothyreose bezeichnet wird. Bei einer Hypothyreose besteht ein Mangel an Schilddrüsenhormonen im menschlichen Organismus. Sowohl die Schilddrüsenunterfunktion als auch die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) sind die häufigsten Erkrankungen des Hormonsystems.
Bei der Schilddrüse handelt es sich um schmetterlingsartiges Organ, das sich im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfes befindet. Die Schilddrüse übernimmt viele wichtige Aufgaben im Organismus, ohne die Schilddrüse läuft im Stoffwechsel des Menschen fast gar nichts.
Primäre und sekundäre Form der Schilddrüsenunterfunktion
In der Medizin wird zwischen primärer und sekundärer Hypothyreose unterschieden. Bei der primären Schilddrüsenunterfunktion liegt die Ursache in der Schilddrüse, bei der sekundären Form in einer Störung der Hypophyse. Die Diagnose stellt der fachkundige Arzt u.a. anhand der Anamnese (Gespräch), körperlichen Untersuchungsmethoden wie Inspektion (Betrachtung des Körpers und Allgemeinzustands), Puls- und Blutdruckmessung, Palpation (Abtasten der Schilddrüse und Lymphknoten), Auskultation (Abhören), Reflexstatus sowie einer Blutuntersuchung mit Bestimmung des Hormonspiegels. Wurde eine Hypothyreose diagnostiziert, können verschiedene therapeutische (Prophylaxe-) Maßnahmen aus dem Bereich der Schul- und Alternativmedizin Anwendung finden. Bei einer Hypothyreose ist jedoch eine lebenslange Dauertherapie mit Schilddrüsenhormonen und die regelmäßige Kontrolle bei einem Arzt nötig. Die Prognose einer Hypothyreose ist bei richtiger Behandlung gut.
Wann sollte ein Arzt konsultiert werden?
Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion treten über einen längeren Zeitraum schleichend auf. Eine anhaltende Müdigkeit und Schwäche beeinträchtigen den Alltag zunehmend oder eine Gewichtszunahme ohne eigentlichen Grund veranlassen Betroffene, einen Arzt zur Abklärung aufzusuchen. Bei einer unerkannten oder unzureichend behandelten Hypothyreose kann als Komplikation die Gefahr eines Myxödemkomas mit Bewusstseinstrübung, Krampfanfällen, Atemstörungen, Elektrolytentgleisung und Untertemperatur bestehen. Es handelt sich dabei um einen Notfall, der sofort in der Klinik behandelt werden muss.
Welche Aufgaben haben die Schilddrüse und die Schilddrüsenhormone eigentlich im menschlichen Körper, wie funktioniert das Hormonsystem der Schilddrüse und was geschieht bei einer Unterfunktion? Was sind die Ursachen einer Hypothyreose und wie wirkt sich ein Mangel an Schilddrüsenhormonen auf den Körper aus? Kann es zu Komplikationen bei einer Schilddrüsenunterfunktion kommen? Wie wird eine Hypothyreose diagnostiziert und welche Behandlungsmöglichkeiten aus dem schul- und alternativmedizinischem Bereich stehen zur Verfügung? Gibt es Prophylaxemaßnahmen und Tipps für den Alltag, um einer Unterfunktion der Schilddrüse vorzubeugen? Antworten auf die Fragen erhalten Sie in den folgenden Abschnitten.
Regelung und Aufgaben des Hormonsystems: Hypothalamus und Hypophyse
Hormone sind die lebenswichtigen Botenstoffe im menschlichen Körper, die alle Abläufe im Organismus, das Verhalten und die Empfindungen entscheidend beeinflussen. Das oberste Zentrum des Hormonsystems ist der Hypothalamus mit den Hypophysenvorderlappen als Anhängsel. Beide liegen in den unteren Abschnitten des Zwischenhirns. Im Hypothalamus werden die so genannten Releasing-Hormone (RH) und die Inhibiting-Hormone (IH) abgesondert. Die RH-Hormone stimulieren die Ausschüttung von Hypophysenvorderlappenhormonen, die IH-Hormone hingegen hemmen die Ausschüttung.
Hypothalamushormone der Schilddrüse: TRH und TSH
Die Hypothalamushormone der Schilddrüse sind das TRH und TSH: TRH ist die Abkürzung für Thyreotropin-Releasing-Hormon. Es stimuliert die Ausschüttung von TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon), das wiederum die Schilddrüse zur Hormonbildung von T3und T4anregt. Die Schilddrüsenhormone werden kontinuierlich in den Blutkreislauf abgegeben, damit der Körper jederzeit auf bestimmte Situationen reagieren kann, wenn mehr Energie benötigt wird, z.B. bei Kälte oder während einer Schwangerschaft. Über den Blutweg erreichen die Hormone alle Körperregionen, auch die Hypophyse und den Hypothalamus, die wiederum einen erhöhten oder verminderten T3– und T4-Spiegel im Blut wahrnehmen und die weitere Sekretion der Hormone entsprechend hemmen oder anregen.
Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4): Regelkreis und Aufgaben
Die Schilddrüsenfollikel produzieren zwei Hormone in der Schilddrüse: das Trijodthyronin (T3) und das Thyroxin (T4). Sie werden aus der Aminosäure Tyrosin und durch Anlagern von Jod gebildet. T4enthält vier Jodatome, T3entsprechend drei Jodatome. Welche Aufgaben übernehmen die Schilddrüsenhormone im menschlichen Organismus? Schilddrüsenhormone erhöhen den Grundumsatz, indem sie die Herzaktivität, die Körpertemperatur sowie den Fett- und Glykogen-Abbau im Körper steigern, das Längenwachstum unterstützen, eine wichtige Rolle bei der Gehirnreifung übernehmen, den Eiweißaufbau steigern und damit eine anabole Wirkung auf die Skelettmuskulatur haben. Auch aktivieren Schilddrüsenhormone das Nervensystem, was sich bei einer Überfunktion in Form von überschießenden Muskelreflexen zeigt.
Schilddrüsenhormon: Calcitonin
Es gibt ein weiteres Hormon der Schilddrüse, das in den C-Zellen gebildet wird, die u.a. auch in den Nebenschilddrüsen vorkommen. Das Hormon spielt eine wichtige Rolle im Calcium- und Phosphathaushalt des Körpers. Calcitonin hemmt die Freisetzung von Calcium und Phosphat in den Knochen und senkt gleichzeitig den Calciumspiegel im Blut.
Nebenschilddrüsenhormon: Parathormon (PTH)
Das in den weizenkorngroßen Nebenschilddrüsen produzierte Hormon trägt den Namen Parathormon (PTH). Das Parathormon reguliert im Zusammenspiel mit z.B. Calcitonin den Calcium- und Phosphatstoffwechsel im Körper. Während Calcitonin den Calciumspiegel im Blut senkt, erhöht das Parathormon den Calciumspiegel im Blut, indem Calcium z.B. aus den Knochen freigesetzt wird.
Schilddrüsenunterfunktion: Ursachen und Krankheitsentstehung
Die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion ist eine vorausgegangene Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis). Aber auch eine Schilddrüsen-Operation, Hypophysenvorderlappeninsuffizienz, eine Radiojodtherapie, Jodmangel oder eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion können ursächlich für eine Hypothyreose sein.
Ursache für eine Hypothyreose: Folge einer Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis)
Eine Schilddrüsenentzündung ist die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion. Chronische Schilddrüsenentzündungen wie die Hashimoto-Thyreoiditis gehören zu den Autoimmunerkrankungen. Zunächst verläuft die Hashimoto-Thyreoiditis symptomarm, in einigen Fällen zeigt sich eine Schilddrüsenvergrößerung und manchmal tritt erst einmal eine Schilddrüsenüberfunktion auf. Erst im späteren Stadium der Erkrankung entsteht eine Hypothyreose, weil sich die Schilddrüsenfollikel, welche die Hormone lagen, in Bindegewebe umwandeln und damit ihre Funktion verlieren.
Ursache für eine Hypothyreose: Hypophysenvorderlappeninsuffizienz
Die Unterfunktion der Hypophysenvorderlappen geht mit einer Schilddrüsenunterfunktion einher. Bei dieser Erkrankung fehlen die Hormone der Hypophysenvorderlappen teilweise oder gänzlich aufgrund von Tumoren, neurochirurgischen OPs, Unfälle, Entzündungen oder Gewebeuntergang. Die Hypothyreose gehört durch das Fehlen der Schilddrüsenhormone zu den Folgen dieses Erkrankungsbildes.
Ursache für eine Hypothyreose: Schilddrüsen-OPs
Ursächlich für eine Hypothyreose können auch Operationen an den Schilddrüsen sein sowie die Entfernung von Teilen oder die Entfernung der gesamten Schilddrüse, was in der Medizin als Thyreoidektomiebezeichnet wird. Grund für die Entfernung sind meist maligne (bösartige) und benigne (gutartige) Veränderungen der Schilddrüse, bei denendie Entfernung der gesamten Schilddrüse erfolgt.
Ursache für eine Hypothyreose: Radiojodtherapie
Die Radiojodtherapie ist eine Form der Strahlentherapie, die bei Schilddrüsenkarzinomen, einigen Formen der Schilddrüsenüberfunktion und der Struma zum Einsatz kommt. Bei diesem therapeutischen Verfahren wird radioaktives Jod verabreicht, damit die Schilddrüsenkarzinome und Metastasen zerstört werden. Die Strahlenbelastung für das Knochenmark und der Keimdrüsen ist relativ gering. Im Rahmen einer Radiojodtherapie kann es ebenfalls zu einer Hypothyreose kommen.
Ursache für eine Hypothyreose: Angeborene Schilddrüsenunterfunktion mit schweren Entwicklungsstörungen
Ist die Schilddrüsenunterfunktion angeboren, entstehen schwere Entwicklungsstörungen, denn die Schilddrüse ist nicht in der Lage die für den gesamten Organismus wichtigen Hormone zu bilden. In der Folge kann es zu körperlichen und geistigen Fehlentwicklungen kommen, wenn der Hormonmangel nicht rechtzeitig behoben wird.
Ursache für eine Hypothyreose: Jodmangel
Der menschliche Körper benötigt Jod für die Schilddrüse. Jod ist Bestandteil der Schilddrüsenhormone T3und T4. Jod spielt eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel, Herzrhythmus, Wachstum und für die Gehirnentwicklung. Wird der menschliche Körper nicht ausreichend mit Jod versorgt, geraten die genannten Körperfunktionen aus dem Gleichgewicht und zeigen sich in Form von permanenter Müdigkeit, Antriebsschwäche und trockener Haut. In der Folge kann durch den Jodmangel eine Wucherung (Kropf) der Schilddrüse entstehen, die mit einer reduzierten Hormonproduktion einhergeht, wodurch wiederum auch zuwenig Schilddrüsenhormone gebildet werden.
Schilddrüsenunterfunktion: Symptome
Die Symptome einer Hypothyreose betreffen den gesamten menschlichen Organismus. Kennzeichnend sind ein schleichender Beginn der Symptome mit Antriebsarmut, Müdigkeit und Schwäche, Verlangsamung der körperlichen Stoffwechselfunktionen und Desinteresse. Das Vollbild der Schilddrüsenunterfunktion geht mit kühler, blasser, rauer, trockener und schuppender Haut einher, die zudem teigig geschwollen sein kann. Die Haare sind ebenfalls trocken und struppig, die Stimme heiser und rau. Durch die Verlangsamung aller Stoffwechselfunktionen mit einem herabgesetzten Grundumsatz kann es außerdem zu einer Gewichtszunahme trotz Appetitmangels kommen. Die Verdauung ist träge und Betroffene leiden unter chronischen Verstopfungszuständen. Auffällig sind zudem eine ausgeprägte Kälteempfindlichkeit und eine eher niedrige Körpertemperatur. Auch der regelmäßige Puls ist klein und langsam.
Leitsymptome einer Hypothyreose im Überblick
- Herabgesetzter Grundumsatz
- Kältegefühl und eher niedrige Körpertemperatur
- Dicke, kühle, blasse, trockene und schuppende Haut
- Trockene und struppige Haare, vermehrter Haarausfall und brüchige Nägel
- Heisere, tiefe Stimme und verwaschene, langsame Sprache
- Gewichtszunahme trotz Appetitmangel
- Chronische Verstopfung (Obstipation)
- Vermindertes sexuelles Verlangen und verminderte Potenz bei Männern
- Herabgesetzte Erregbarkeit des vegetativen Nervensystems
- Herabgesetzte Reflexe, Steifheit in den Extremitäten und Muskelschwäche
- Müdigkeit, Schläfrigkeit
- Gedächtnisschwäche und depressive Verstimmungen
Schilddrüsenunterfunktion: Komplikationen
Wird eine Schilddrüsenunterfunktion nicht erkannt oder nur unzureichend behandelt, kann sich als schwere Komplikation ein so genanntes Myxödemkoma entwickeln. Auslöser dafür sind Faktoren wie Stress, Kälteeinwirkung oder die Einnahme von Beruhigungsmedikamenten (Sedativa), die eine Hypothyreose zum Entgleisen bringen. Symptome eines Myxödemkomas zeigen sich in Bewusstseinsstörungen (Somnolenz), Krampfanfällen, Atemstörungen, Untertemperatur (Hyperthermie) und Elektrolytentgleisung. Bei dem Myxödemkoma handelt es sich um einen Notfall, der sofort in der Klinik behandelt werden muss.
Schilddrüsenunterfunktion: Schulmedizinische Diagnostik
Schilddrüsenunterfunktion: Anamnese
Hormonelle Erkrankungen zeigen sich häufig durch psychische Veränderungen. Typische Symptome einer Hypothyreose sind Antriebslosigkeit und Schwächezustände, die als erstes im Erstgespräch beim Arzt zur Sprache kommen. Auch ist eine Gewichtszunahme trotz Appetitlosigkeit Anlass für Betroffene, einen Arzt aufzusuchen. Der Arzt stellt während des Anamnese zudem Fragen nach Vorerkrankungen, Operationen an der Schilddrüse oder eines Hypophysenvorderlappenadenoms und Medikamenten.
Schilddrüsenunterfunktion: Körperliche Untersuchung
Schilddrüsenunterfunktion: Inspektion
Bei der Inspektion betrachtet der Arzt die Schilddrüsenregion des Patienten bei normaler Kopfhaltung und bei zurückgelegtem Kopf. Er achtet darauf, ob die Schilddrüse sichtbar ist und auf mögliche Stauungszeichen, z.B. der Halsvenen. Wichtig für die Diagnosestellung einer Hypothyreose sind auch Veränderungen des Körperbaus und der Haut. Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion haben meisteine kühle, blasse, trockene und schuppende Haut sowie trockene und struppige Haare.
Schilddrüsenunterfunktion: Palpation
Bei einer Palpation untersucht der Arzt die Körperoberfläche des Menschen durch Abtasten und Befühlen. Der Arzt tastet die Schilddrüse und Halslymphknoten ab. Die Schilddrüse kann vergrößert oder verkleinert sein, hart oder weich und knotig sein und gibt dem Arzt Auskunft über eine mögliche Erkrankung der Schilddrüse. So deutet z.B. eine lokale Überwärmung auf eine Entzündung hin, die wiederum ursächlich für eine Hypothyreose sein kann.
Blutdruckmessung: Hypotonie und Bradykardie bei Schilddrüsenunterfunktion
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion stellt der Arzt typischerweise eine Bradykardie fest. Mediziner sprechen von einer Bradykardie, wenn das Herz weniger als 60-mal in der Minute schlägt, der Herzschlag also verlangsamt ist. Mitunter kann auch zu niedriger Blutdruck (Hypotonie) und Zeichen einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) festgestellt werden
Blutuntersuchung: Hormonspiegel der Schilddrüsenhormone
Wichtige Parameter zur Diagnosestellung einer Hypothyreose ergibt auch eine Blutuntersuchung. Hier spielen die Schilddrüsenhormone eine wichtige Rolle. So liegen typischerweise erniedrigte T3– und T4-Werte im Blut vor, der TSH-Wert ist bei der sekundären Form der Hypothyreose niedrig, bei der primären Form hoch. Weiter ergibt die Blutuntersuchung eine mäßige Anämie, weshalb die Haut eine Blässe zeigt.
Das Blutbild weist zudem erhöhte Cholesterinwerte auf, was in der Folge zu Gefäßerkrankungen führen kann.
Ultraschalluntersuchung bei Schilddrüsenunterfunktion
Mittels Ultraschalluntersuchung kann die Schilddrüse nach Größe und Beschaffenheit beurteilt werden. Eine Schilddrüsenentzündung, die ursächlich für eine Hypothyreose sein kann, zeigt sich im Ultraschall eine dunkle und mit einem unregelmäßigen Muster versehene Schilddrüse.
Szintigrafie bei Schilddrüsenunterfunktion
Bei einer so genannten Szintigrafie wird eine radioaktiv markierte Substanz in die Vene gespritzt, um die Funktionstüchtigkeit der Schilddrüse festzustellen. Eine Schilddrüsenunterfunktion zeigt, dass die Schilddrüse die Substanz fast oder auch gar nicht aufnimmt. Für die Diagnosestellung ist dieses Verfahren jedoch nicht zwingend nötig.
Schilddrüsenunterfunktion: Alternativmedizinische Diagnostik
Diagnoseverfahren aus dem alternativmedizinischen Bereich wie die Antlitz- oder Irisdiagnose stellen so genannte Hinweisdiagnosen dar, die zusätzlich zu wissenschaftlich anerkannten Diagnoseverfahren zum Einsatz kommen und Diagnosen bestätigen können.
Schilddrüsenunterfunktion: Antlitzdiagnose
Die Antlitzdiagnose stellt im alternativmedizinischen Bereich ein wichtiges diagnostisches Werkzeug dar, ist wissenschaftlich jedoch kein anerkanntes Diagnoseverfahren. Anhand der Antlitzdiagnose sollen Pathologien und krankhafte Veränderung an der Gesichtshaut erkennbar sein. Der Bereich seitlich neben und unter den Nasenflügeln soll mit der Schilddrüse korrespondieren. Erscheint die Zone aufgehellt, könnte eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegen, während eine rötliche Verfärbung eher für eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) spricht.
Schilddrüsenunterfunktion: Irisdiagnose
Die Irisdiagnose (Augendiagnose) gehört auch dem Bereich der Alternativmedizin an und wird als Hinweisdiagnose unterstützend zu anderen Diagnosemethoden eingesetzt. In der Iris (Regenbogenhaut der Augen) können Veränderungen wie Aufhellungen, Abdunkelungen, Farbflecke oder Gefäßzeichnungen Hinweise über Krankheiten wie Entzündungen oder Stoffwechselstörungen geben. Der Bereich der Schilddrüse befindet sich in der Iris bei 15 Minuten rechts und 45 Minuten links. Ist diese Zone aufgehellt liegt meist eine Überfunktion der Schilddrüse vor, bei abgedunkeltem Bereich hingegen eher eine Unterfunktion. Die Hypothyreose geht oft mit erhöhten Blutfettwerten einher, die in der Iris durch einen Arcus lipoides zu erkennen ist. Dabei handelt es sich um weiße Ablagerungen oder ringförmige milchig-weiße Trübungen in der peripheren Hornhaut.
Schilddrüsenunterfunktion: Schulmedizinische Therapie
Schilddrüsenunterfunktion: Medikamentöse Behandlung mit Schilddrüsenhormonen
Bei der Hypothyreose produziert die Schilddrüse weniger Hormone, als der Körper benötigt. Die schulmedizinische Behandlung einer Hypothyreose besteht in einer einschleichenden Dauersubstitution mit Schilddrüsenhormonen. Es handelt sich bei den Medikamenten um hoch dosierte Schilddrüsenhormone. Diese bestehen in den meisten Fällen aus T4(Thyroxin, Tetrajodthyronin) und sind identisch mit den Schilddrüsenhormonen, die in einer gut funktionierenden Schilddrüse produziert und bei Bedarf ins Blut abgegeben werden. Aus dem gespeicherten T4bildet der Organismus dann das aktive Hormon T3(Trijodidthyronin). Das aktive T3hält dann im gesamten Körper und Zentralnervensystem den Stoffwechsel aufrecht. Nebenwirkungen hat eine gut eingestellte Dauersubstitution von Schilddrüsenhormonen nicht. Bei falscher Anwendung und Dosierung kann es zu einer herbeigeführten Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kommen. Die medikamentöse Behandlung muss lebenslänglich durchgeführt werden. Der Arzt kontrolliert in regelmäßigen Abständen die Schilddrüsenwerte im Blut und passt entsprechend die Dosierung der Medikamente an.
Schilddrüsenunterfunktion: Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten
Im Bereich der Alternativmedizin gibt es eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten, die zu einer Linderung bei einer Schilddrüsenunterfunktion führen. Dazu gehören Maßnahmen aus den Bereichen der Phytotherapie, Homöopathie, Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), Physikalischer Therapie und der Ernährungstherapie (Diätetik).
Schilddrüsenunterfunktion: Phytotherapie
Bei der Hypothyreose kommen meist Heilpflanzen mit stärkenden Eigenschaften zum Einsatz, um die Symptome der Hypothyreose unterstützend zur Dauersubstitution aus der schulmedizinischen Therapie zu lindern.
Die wichtigsten Heilpflanzen bei Schilddrüsenunterfunktion:
Die wichtigsten Heilpflanzen bei Hypothyreose: Rosmarin
Menschen mit einer Hypothyreose leiden häufig unter einem ausgeprägten Kälteempfinden und einem schwachen Kreislauf. Rosmarin als Heilpflanze verfügt über eine anregende und wärmende Wirkung und kann in Form von Badezusätzen sowohl das Kältegefühl lindern als auch den Kreislauf etwas in Schwung bringen.
Die wichtigsten Heilpflanzen bei Hypothyreose: Ginseng und Taigawurzel
Die Heilpflanzen Ginseng (Panax ginseng) und Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus) können bei Menschen zum Einsatz kommen, sie aufgrund der Schilddrüsenunterfunktion unter sehr schwachen, müden und kraftlosen Zuständen leiden. Die Heilpflanzen sind wahre Stärkungsmittel (Adaptagene), weil sie über eine kräftigende und stärkende Wirkung verfügen. Die Kommission E (Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte), das BGA und ESCOP (Europäischer Dachverband der nationalen Gesellschaften für Phytotherapie) befürworten die therapeutischen Anwendung der Ginseng- und Taigawurzel zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühlen, zur Prophylaxe von Schwächezuständen, bei nachlassender geistiger oder körperlicher Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie in der Rekonvaleszenz als unterstützende Maßnahme zur Erholung nach einer Krankheit. Eine Tee-Zubereitungen mit der Taigawurzel ist nicht so üblich, weil die wertvollen Wirkstoffe aus der Taigawurzel nur bedingt wasserlöslich sind.
Rezept Heilkräutertee mit der Ginsengwurzel bei Schilddrüsenunterfunktion
Für eine Teezubereitung wird 1 Teelöffel der getrockneten, losen Ginsengwurzel mit 150 ml kochendem Wasser übergossen und für 5 bis 10 Minuten zugedeckt ziehen gelassen. Eine kurmäßige Einnahme sollte 3 bis 4 Wochen andauern und täglich 3 Tassen des frisch bereiteten Tees getrunken werden.
Die wichtigsten Heilpflanzen bei Hypothyreose: Johanniskraut
Stehen bei Menschen mit einer Hypothyreose depressive Verstimmungen und psychovegetative Störungen im Vordergrund der Symptomatik, ist die Heilpflanze Johanniskraut (Hypericum perforatum) mit einer stimmungsaufhellenden Wirkung die richtige Wahl. Zur Wirkung von Johanniskraut gibt es zahlreiche wissenschaftliche Studien, die eine positive Wirkung von Johanniskraut auf das Gemüt bestätigen.In der Apotheke gibt es eine Vielzahl an Fertigpräparaten wie Dragees, Kapseln, Filmtabletten, Tropfen und Säfte sowie das lose Kraut für eine Tee-Zubereitung.
Rezept Heilkräutertee mit der Johanniskraut bei Schilddrüsenunterfunktion
Für einen Tee-Aufgusses werden 30 Gramm getrocknetes oder 75 Gramm frisches Johanniskraut verwendet und in eine Teekanne geben. 500 ml heißes Wasser übergießen und den Aufguss für etwa 10 Minuten ziehen lassen und anschließend durch ein Sieb in eine Tasse abseihen. Standarddosis: 3x täglich eine Tasse Tee trinken.
Schilddrüsenunterfunktion: Homöopathie
Bei akuten Krankheitsgeschehen gibt es homöopathische Einzelmittel, die entsprechend der Symptomatik eingenommen werden können. Bei chronischen und immer wiederkehrenden Erkrankungen sollte ein Konstitutionsmittel von einem erfahrenen Homöopathen ermittelt und verschrieben werden. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) spricht sich bei der Selbstbehandlung akuter Beschwerden allgemein für die Potenz C12 aus. Eine Gabe entsprich nach der DZVhÄ 2-3 Globuli und bei Bedarf kann die Gabe bis zu viermal am Tag wiederholt werden. Die Globuli sollen während der Einnahme langsam im Mund zergehen und die Wirkung jeder Gabe sollte immer zunächst abgewartet werden, bevor eine weitere Gabe erfolgen soll. Tropfen (Dilution) werden in Wasser gelöst und über einen Plastiklöffel oder einer Pipette in den Mund geträufelt.
Die wichtigsten homöopathischen Einzelmittel und deren Charakteristika bei Schilddrüsenunterfunktion:
Thyreoidinum (Sarkode aus der Schilddrüse)
Das homöopathische Mittel Thyreoidinum wird aus der Schilddrüse des Kalbes- oder Schafes gewonnen. Es kommt zum Einsatz, wenn aufgrund einer Schilddrüsenunterfunktion Gewichtsprobleme bestehen und der Körper übergewichtig und aufgedunsen aussieht. Auch das Gesicht erscheint gedunsen. Bei Symptomen wie chronisch trockener Haut und Ekzemen, Müdigkeit, Erschöpfung oder geistiger Schwäche, kann Thyreoidinum angewendet werden.
Graphites (Mineral Graphit)
Die homöopathische Arznei Graphites besteht aus dem Mineral Graphit. Es kann bei Menschen zum Einsatz kommen, die übergewichtig und energielos sind, häufig frieren und unter Verstopfung leiden. Die Haut ist trocken, verdickt, verhärtet und daher rissig.
Wärmeanwendungen, wie das Einhüllen in eine Decke oder Auflegen einer Wärmflasche führen zu einer Verbesserung der Beschwerden wie auch Bewegung an der frischen Luft oder Ruhe und Liegen.
Homöopathische Komplexmittel bei Schilddrüsenunterfunktion
Homöopathische Komplexmittel bestehen aus mehreren homöopathischen Einzelmitteln mit verschiedenen Ansatzpunkten, um so ein größeres Symptomspektrum eines Krankheitsbildes zu erreichen.
Cefaglandol
Das Komplexmittel Cefaglandol enthält die homöopathischen Einzelmittel Thyreoidinum, Spongia oder Calcium jodatum. Thyreoidinum kommt bei Struma (Schilddrüsenvergrößerung), Myxödem, Übergewicht, trockener Haut sowie kalten Händen und Füßen zum Einsatz, Spongia bei Vergrößerung und Verhärtung der Schilddrüse und Calcium jodatum bei einer Schilddrüsenvergrößerung in der Pubertät und dicklichen Kindern.
Schilddrüsenunterfunktion: Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Syndrome der TCM: Nieren- und Milz-Yang-Mangel und Qi-Mangel
Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin liegt bei einer Schilddrüsenunterfunktion ein Nieren- und Milz-Yang-Mangel sowie ein Qi-Mangel vor. Das Ziel der Behandlung ist die Stärkung und Erwärmung des Milz- und Nieren-Yangs mittels Moxa und Akupunktur.
Schilddrüsenunterfunktion: Physikalische Therapie
Physikalische Therapien umfassen verschiedene medizinische Behandlungsmethoden, die physiologische Funktionen des Körpers mit naturgegebenen Mitteln anregen und damit zur Linderung der Beschwerden beitragen. Zu den physikalischen Therapien gehören u.a. Krankengymnastik, Ergotherapie, manuelle Therapie, Massagen, Reizstromtherapie, Wärme- und Kältetherapie, Hydrotherapie und viele mehr.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kommen stoffwechselanregende und durchblutungsfördernde Maßnahmen zum Einsatz wie z.B. Wechselduschen, aufsteigende Fußbäder, Bürstenmassagen sowie wärmende Anwendungen wie ein anregendes und wärmendes Bad mit Rosmarin.
Schilddrüsenunterfunktion: Kneipp-Güsse, Wechselduschen und aufsteigende Fußbäder
Wechselduschen regen nicht nur den Stoffwechsel an, sie helfen auch gegen Müdigkeit. Kneipp-Güsse mit kaltem Wasser und Wechselduschen üben einen thermischen Reiz auf den Körper aus und regen dadurch die Funktionen von Stoffwechsel, Herz-Kreislauf- und Lymphsystem sowie die inneren Organe an. Kneipp-Güsse und Wechselduschen nehmen nicht viel Zeit in Anspruch und lassen sich wunderbar als gesundheitsförderndes Ritual im Anschluss an die Körperpflege unter der Dusche integrieren.
So funktionieren Wechselduschen:
Vor der Wechseldusche immer die Stirn abkühlen. Das folgende Prozedere sollte dreimal abwechselnd mit kaltem und warmen Wasser erfolgen:
- Den Guss am Fußrücken des rechten Beines beginnen undden
Wasserstrahl außen am Bein aufwärts bis über das Gesäß führen und von dort über die Innenseite abwärts zum Knöchel. Anschließend zum linken Bein wechseln und dort in der gleichen Weise verfahren. - Dann geht es an der rechten Hand weiter und aufwärts bis zur Schulter. Das Wasser über die Schulter fließen lassen, die rechte Körperseite sollte an Brust und Rücken gleichmäßig mit Wasser bedeckt sein. Den Wasserstrahl anschließend innen am rechten Arm abwärtsführen und zum linken Arm wechseln.
- Danach den Wasserstrahl zum Bauchnabel und zwei, im Uhrzeigersinn kleiner werdende spiralförmige Kreise durchführen. Anschließend wandert der Wasserstrahl an der Innenseite des linken Beines nach unten. Zum Abschluss die Fußsohlen mehrmals umkreisend begießen
So funktionieren ansteigende Fußbäder:
Durch die langsame und zunehmende Wärmeanwendung werden die Gefäße in Füßen und Beinen erweitert und die Durchblutung gefördert. Dadurch breitet sich ein angenehmes Wohlgefühl im gesamten Körper aus.
Zuhause lässt sich ein Fußbad ganz einfach und bequem in der Duschwanne oder einem größeren Eimer durchführen.
- Duschwanne / Eimer mit etwa 33°C / 34°C warmen Wasser füllen
- Füße ins Wasser eintauchen und über 15-20 Minuten nach und nach heißes Wasser zufügen bis die Temperatur auf 40 °C angestiegen ist
- Abschließend die Füße kalt abbrausen
- Füße abtrocknen, eincremen und warme Wollsocken überziehen
Schilddrüsenunterfunktion: Bürstenmassagen
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion können auch trockene Bürstenmassagen den Stoffwechsel anregen, denn Massagen haben wie Wechselduschen eine stoffwechsel- und lymphflussanregende sowie durchblutungssteigernde Wirkung. Mit einer speziellen Bürste können Trocken- und Bürstenmassagen ganz einfach und bequem in den eigenen vier Wänden durchgeführt werden. Dabei wird die Haut mit langen Strichen, kreisenden Bewegungen und leichtem Druck gebürstet.
Schilddrüsenunterfunktion: Wärmende Anregung, z.B. Rosmarin-Bäder
Ist das Kältegefühl aufgrund einer Schilddrüsenunterfunktion stark ausgeprägt, sorgen Bäder mit anregenden Badezusätzen für eine wohltuende Durchwärmung. Rosmarin als Badezusatz eignet sich hervorragen, um den Stoffwechsel anzuregen und die Durchblutung zu fördern.
Schilddrüsenunterfunktion: Ernährungstherapie und diätetische Maßnahmen
Die Schilddrüse benötigt für die Produktion der Hormone Jod. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion sollte deshalb auf eine ausgewogene Ernährung mit jodreichen Nahrungsmittel wie Fisch und Meeresfrüchte, Zwiebeln und Lauchgemüse, Kresse Jodsalz und japanische Algen geachtet werden. Auf Nahrungsmittel, die eine Anreicherung von Jod in der Schilddrüse hemmen, sollten hingegen verzichtet werden. Dazu gehören z.B. Kohlsorten und Sojabohnen.
Schilddrüsenunterfunktion: Ordnungstherapie und Maßnahmen zur Prophylaxe
Bewegungstherapie bei Schilddrüsenunterfunktion
Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion sollten mehr Bewegung und Sport in den Alltag integrieren. Gut geeignet sind Ausdauersportarten zur Aktivierung des Stoffwechsels wie z.B. Joggen, Radfahren, Walken, Schwimmen und Tanzen. Idealerweise sollte dreimal wöchentlich eine Bewegungseinheit von etwa 40 Minuten durchgeführt werden.
Gewichtsreduktion bei Schilddrüsenunterfunktion
Eine Schilddrüsenunterfunktion geht mit einer Gewichtszunahme einher, obwohl sich Appetit und das Essverhalten nicht geändert haben. Die Gewichtszunahme kann manchmal gravierend sein, innerhalb weniger Wochen kommen viele Kilos hinzu. Für eine Gewichtsabnahme aufgrund der Hypothyreose wird viel Zeit und Geduld benötigt. Die Schilddrüsenunterfunktion wird schulmedizinisch mit einer Dauersubstitution von Schilddrüsenhormonen geregelt und eine weitere Gewichtszunahme damit gestoppt. Trotzdem sollten für eine gesündere Lebensweise die bereits zugenommenen Kilos wieder reduziert werden. Eine Gewichtsreduktion kann durch eine Ernährungsumstellung durch eine professionelle Ernährungsberatung sowie durch mehr Sport und Bewegung erreicht werden.